Kathetertherapie: Blutdruck dauerhaft senken

Es gibt Patienten mit Bluthochdruck,
denen hilft kein Medikament. Selbst eine Kombination mehrerer Mittel
versagt, um die Hypertonie in den Griff zu bekommen. Eine neue
Behandlungsmethode soll Abhilfe schaffen: Mittels einer speziellen
Kathetertherapie (medizinisch: renale Denervation) werden Nervenfassern
verödet und so am Ausstoß blutdrucksteigender Hormone gehindert. Das
kann den Blutdruck deutlich und langfristig senken, versprechen
Experten.
Rund 40 Prozent aller Erwachsenen leiden an Bluthochdruck (Hypertonie).
Die Krankheit ist tückisch, da sie oft fast unbemerkt verläuft, bis
potentiell tödliche Folgen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder
Herzinsuffizienz auftreten. Bei rund fünf Prozent der Patienten kann
der Blutdruck nicht ausreichend gesenkt werden: Selbst eine Kombination
von drei Blutdruckmitteln und mehr führt nicht zum gewünschten Abfall
der Blutdruckwerte. Sie haben ein besonders hohes Risiko für
Folgeerkrankungen. Vor allem bei denjenigen, bei denen Medikamente nicht helfen aber auch
bei anderen, soll das die sogenannte „renale Denervation“ schaffen.
Diese ist ein einfaches und sicheres Verfahren, behauptet das
Herzzentrum in Heidelberg. Der dazu verwendete Katheter schaltet einen
wichtigen Krankheitsmechanismus bei Bluthochdruck aus: Durch Erhitzung
werden Nervenfasern in den Blutgefäßen der Niere verödet und damit u.a.
die Ausschüttung von blutdrucksteigernden Hormonen Renin und
Noradrenalin gehemmt. Über die Zusammenhänge klärt das Universitätsklinikum Tübingen
auf:  So komme der Überaktivität des sogenannten "Stressnervs" (N.
sympathicus) beim Bluthochdruck eine zentrale Bedeutung bei der
Kreislaufregulierung zu. Da wichtige Fasern des sympathischen
Nervensystems entlang der Nierenarterien verlaufen, können sie nur mit
Hilfe eines speziellen Katheters verödet werden. Dabei wird Energie (Wärme / Radiofrequenz) an bestimmten Stellen in der
Nierenarterie abgegeben, was zu einem transmuralen Schaden der
sympathischen Nerven, die in der Gefäßumgebung verlaufen führt; mit
anderen Worten: die Energie wandert durch die Wand. Dies ist ähnlich
wie bei elektrophysiologischen Ablationen von Rhythmusstörungen am
Herzen. Das Verfahren ist ähnlich aufwendig wie eine
Herzkatheteruntersuchung und dauert etwa eine Stunde. Der minimalinvasive Eingriff hinterlässt keine Schäden an der
Nierenarterie; auch die Nierenfunktion wird nicht beeinflusst,
verspricht das Herzzentrum Heidelberg. Und auch das
Universitätsklinikum Tübingen beruhigt: Die Komplikationsrate ist sehr
gering. Rund 400 Patienten sollen bisher mit diesem Verfahren behandelt worden
sein. Bei diesen sank der (systolisch arterielle) Blutdruck zwischen 25
– 40 mm Hg ab. Dieser Effekt war bis zu 24 Monaten nachzuweisen. Viele
Patienten konnten ihre Blutdruckmedikamente dabei drastisch reduzieren.
Zurzeit liegen allerdings noch keine Beobachtungswerte von mehr als
zwei Jahren vor. Das neue Verfahren ist in Deutschland seit diesem Jahr zugelassen. WANC 22.10.10, Quelle: Heidelberger Herzzentrum, Universitätsklinikum Heidelberg, Universität Tübingen





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/herz_kreislauf/22_10_renale_denervation.php
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