Herzinfarkt: Früher erkennen durch winzige Molekü̈le im Blut

Hat ein Herzinfarkt statt gefunden?
Wie schwer war er? Diese Fragen können über Leben und Tod entscheiden.
Und je früher man sie beantworten kann, desto größer ist die Chance für
den Betroffenen. Winzige Moleküle im Blut, sogenannte microRNAs,
könnten in Zukunft zuverlässig und früher als gängige Biomarker einen
Herzinfarkt anzeigen.
Jährlich sterben mehr als 60.000 Menschen in Deutschland an den Folgen
eines Herzinfarktes, einer der nach wie vor häufigsten Todesursachen.
Bei frühzeitiger Diagnose stehen heute jedoch sehr wirksame
Behandlungsmethoden durch Medikamente und Herzkatheter zur Verfügung,
die bleibende Schäden vermeiden oder begrenzen können. Die Diagnostik des Herzinfarkts fällt allerdings nicht ganz leicht. Nur
bei 50 Prozent der Betroffenen treten die typischen, ausstrahlenden
Schmerzen in der Brust und eindeutige Veränderungen im
Elektrokardiogramm (EKG) auf. Daher kommt Bluttests ein hoher
Stellenwert zu. Dabei wird nach sogenannten Biomarkern wie dem Eiweiß
Troponin T gefahndet: Troponin T kommt nur im Herzmuskel vor und tritt
bei Schädigung der Herzzellen ins Blut über. Eine aussagekräftige Menge an Troponin T
findet sich allerdings erst drei bis sechs Stunden nach dem Infarkt im
Blut. Dr. Benjamin Meder, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, hat mit
seinem Team neue Marker entdeckt, mit denen sich auch die Schwere des
Infarktes abschätzen lässt. Die neuen Biomarker sind die kleinsten Regulatoren im
Herz-Kreislaufsystem: Die sogenannten microRNAs zeigen den Herzinfarkt
bereits in den ersten drei Stunden nach dem Infarkt an. „MicroRNAs
werden vermutlich nicht nur aus den beschädigten Herzzellen
freigesetzt, sondern auch von weißen Blutkörperchen als Reaktion auf
den Infarkt gebildet“, erklärt Meder. „Daher verändert sich ihre
Konzentration im Blut noch schneller als bei den gängigen Biomarkern.“ In einer Pilotstudie untersuchten die Heidelberger Forscher erstmals
systematisch alle 860 bekannten menschlichen microRNAs im Blut von
Herzinfarktpatienten. Dabei identifizierten sie 67 microRNAs, die bei
den Betroffenen in ihrer Konzentration verändert waren. „Mit Hilfe
eines neuen Verfahrens zur Mustererkennung haben wir eine einmalige
Signatur von microRNAs identifiziert, die zu einem sehr frühen
Zeitpunkt bereits sehr spezifisch einen Herzinfarkt anzeigt“, so Meder.
„Während z.B. der Troponinspiegel im Blut auch bei Lungenembolien oder
Herzmuskelentzündungen erhöht ist, gehen wir bei den microRNAs davon
aus, dass diese spezielle Signatur nur bei Herzinfarkten auftritt.“ Zudem lässt sich anhand bestimmter Markerkombinationen auch die Größe
des Infarktes früh abschätzen und erlaubt so eine schnelle
Identifizierung besonders gefährdeter Patienten. Ein mögliches
Einsatzgebiet sieht Meder besonders bei den Herzinfarkten, die weder
mit typischen Beschwerden noch mit eindeutigen Veränderungen im EKG
einhergehen. Zuvor müssen allerdings noch weitere Untersuchungen folgen. WANC 22.07.10, Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/herz_kreislauf/22_07_herzinfarkt_micrornas.php
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