Bluthhochdruck: Behandlung altersunabhängig

Bluthochdruck soll immer behandelt werden – unabhängig vom Alter, fordert die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Auch im hohen Alter gefährde Bluthochdruck Gesundheit und Leben der Betroffenen. Eine Behandlung könne selbst bei über 80-Jährigen Schlaganfall oder Herzerkrankung vorbeugen.

Im Alter steigt bei vielen Menschen der obere Wert des Blutdrucks – der „systolische“. Der untere, „diastolische“ Blutdruckwert bleibt dagegen konstant oder sinkt sogar. Ursache ist die im Alter abnehmende Elastizität der Hauptschlagader. Sie kann die nach jedem Herzschlag auftretenden Druckspitzen nicht mehr abfangen.

„Bis Anfang der 90er Jahre galt dies als eine unvermeidbare Alterserscheinung“, erläutert Prof. Dr. Rainer Kolloch, Bielefeld, „ein systolischer Blutdruck von 100 plus Lebensalter galt als normal.“ Heute wisse man, dass diese „isolierte systolische Hypertonie“ eine Gefahr für Gesundheit und Leben älterer Menschen ist.
 
Mehrere klinische Studien hätten belegt, dass eine medikamentöse Behandlung von Vorteil sei: Die Zahl der Schlaganfälle geht um bis zu 30 Prozent zurück, die der Herzinfarkte und verwandter Erkrankungen um 23 Prozent. Auch die Sterblichkeit sinkt. „Die Behandlung der isolierten systolischen Hypertonie kann das Leben der Senioren verlängern“, betont Prof. Dr. med. Rainer Düsing von der Universität Bonn. Leitlinien sei dabei ein oberer Wert von 140 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).
 
Leider sei es bei älteren Menschen nicht immer leicht, den oberen Blutdruckwert ausreichend zu senken, ohne dass der untere Wert ebenfalls abfällt. Ein diastolischer Druck von 70 mmHg sollte jedoch zumindest bei Patienten mit vorbestehenden Durchblutungsstörungen des Herzens nicht unterschritten werden, warnt Düsing. Denn dies könne die Durchblutung des Herzens weiter verschlechtern und führe schlimmstenfalls zum Herzinfarkt.
 
Eine im Jahr 2008 veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass auch im Alter von mehr als 80 Jahren jeder zweite Patient die Zielwerte erreicht und dadurch tödliche Folgen der Hochdruckkrankheit vermeidet. Das „Hypertension in the Very Elderly Trial“ wurde sogar vorzeitig abgebrochen, weil die Zahl tödlicher Schlaganfälle und der Herzerkrankungen deutlich sank. „Die Studie hat die Bedenken bezüglich der Behandlungsrisiken bei hochbetagten Patienten ausgeräumt“, erklärt Düsing.

Allerdings: Auch bei älteren Menschen gilt, dass Bluthochdruck durch die  Lebensweise beeinflusst wird. So begünstigt eine falsche Ernährung mit zuviel Kochsalz und Fett die Entstehung von Hypertonie. Aber auch Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum können dazu beitragen. Genauso wie Übergewicht und zu wenig Bewegung. Und je länger ein ungesunder Lebensstil auf den Körper einwirkt, um so höher kann das Risiko für Bluthochdruck werden.

Deshalb sollte auch bei Senioren auf mehr Bewegung und ausgewogene Ernährung und nicht nur auf Medikamente Wert gelegt werden. So weist die Krankenkasse mbplus darauf hin, dass regelmäßige Bewegung den Stoffwechsel anregt, den Blutdruck positiv beeinflusst und somit das Beste für Herz und Kreislauf ist. Sie kräftige aber auch die Muskulatur und beugt dem Knochenabbau vor. Zahlreiche Studien hätten gezeigt, dass bereits täglich 30 bis 45 Minuten Bewegung jeglicher Art die körperliche Fitness eines 60- bis 75-Jährigen deutlich verbessere.

Die Techniker Krankenkasse weist darauf hin, dass Ausdauersport den systolischen Blutdruckwert um etwa zehn bis 15 mmHg und den diastolischen Wert um 5 bis 10 mmHg senken kann. Dabei reduzierten sich die Blutdruckwerte auch mit jedem Kilogramm, das man an Gewicht verliere.

WANC 22.04.09/Quelle: 115. Internistenkongress in Wiesbaden, Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007; 132 (46): S. 2449-2452





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/herz_kreislauf/22_04_bluthochdruck.php
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