Foto: Dr. Eva Reinhold-Keller, Internistisch-Rheumatologische Gemeinschaftspraxis
Entzündugen der Blutgefäße dringen bis zur Haut in Form von Knötchen oder Flecken mit Blutungen vor (Foto: Dr. Eva Reinhold-Keller, Internistisch-Rheumatologische Gemeinschaftspraxis)
> Die Haut: Spiegel der Blutgefäße
Die Haut kann anzeigen, ob mit den
Blutgefäßen etwas nicht stimmt. Hinweise geben so genannte Vaskulitiden
– das sind Entzündungen der Blutgefäße – die sich durch die Haut
zeigen: durch kleine Knötchen oder Flecken mit Blutungen. Eine frühe
Deutung dieser Zeichen ist wichtig, denn eine Vaskulitis kann Vorbote
schlimmer Krankheiten sein: Dazu gehören das Absterben und völlige
Versagen betroffener Organe, wie etwa Lunge oder Nieren, aber auch
Schlaganfall und Erblinden.
  Vaskulitiden befallen aufgrund einer fehlgeleiteten Immunabwehr die
Wände großer und kleiner Blutgefäße in verschiedenen Regionen des
Körpers. Bei der Arteriitis temporalis etwa entzünden, verhärten und
verdicken sich die Arterien der Schläfen. An dieser häufigen Form
erkranken jährlich in Deutschland 10 000 bis 20 000 Menschen. Früh diagnostiziert ist diese so genannte Riesenzellarteriitis gut
behandelbar. Bleibt sie dagegen unerkannt, können Betroffene daran
erblinden. Andere systemische Vaskulitiden sind mit bundesweit weniger
als 1000 neuen Fällen pro Jahr eher selten, „aber nicht minder
gefährlich“, warnt Prof. Dr. Cord Sunderkötter von der
Universitätsklinik Münster. Bei vielen Formen klagen Betroffene über
Fieber, Gelenk- oder Kopfschmerzen. „Aufgrund dieser unspezifischen
Symptome gestaltet sich die Diagnose oft schwierig“, erläutert der Arzt
von der Klinik für Dermatologie und Venerologie.   Eine genaue Analyse des Hautbildes helfe jedoch bei der Diagnose. Denn
Vaskulitiden kleiner Gefäße gemeinsam sind kleine Knötchen und Flecken
mit Einblutungen auf der Haut. Diese entstehen, weil Blut durch die
entzündeten und dadurch geschädigten Gefäße unter die Haut austritt. An
ihrer Zahl und Ausbreitung, an mikroskopischen Besonderheiten und an
den Begleitsymptomen erkennen Ärzte, um welche Form der Vaskulitis es
sich handelt und ob lebenswichtige Organe beteiligt sein könnten.
Sunderkötter: „Gehen die Hauterscheinungen beispielsweise über die
Gürtellinie hinaus, so sollte der Arzt daran denken, dass ein Befall
der Niere wahrscheinlicher ist. Insbesondere weil viele dieser
Vaskulitiden folgenlos verlaufen, müssen die schweren Verlaufsformen
erkannt werden“.   Zu solch einer ernsten Vaskulitis der kleineren Gefäße gehört die
Wegenersche Granulomatose: In Nase und Lunge bilden sich Knötchen, die
Organe sind schlecht durchblutet. Ohne Behandlung führt die Krankheit
innerhalb weniger Monate zum Tod. Auch hier kann die Haut erste
Hinweise geben: „Denn Patienten zeigen an der Haut oft ein gemischtes
Bild aus einzelnen, größeren Knoten mit Geschwüren und tastbaren
Einblutungen“, erklärt Sunderkötter. Nach der korrekten Beurteilung des Hautbildes können Ärzte gezielt
weiterführende Verfahren einsetzten. Sie verringern dadurch auch die
Risiken und Kosten unnötiger  Röntgen- und Blutuntersuchungen. Ist
die Diagnose sicher, kann in vielen Fällen eine Therapie die tödliche
Krankheit zurückdrängen.   WANC 07.04.09/ Quelle: DEGIM
 
 
 
 
 
 
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