Foto: Uni Witten/Herdecke
Kardiologische Untersuchung mit Belastungs-EKG zur Aufstellung eines individuellen Trainingsplans (Foto: Uni Witten/Herdecke)
> Sport bei schwachem Herz
Dürfen sich Patienten mit
Herzmuskelschwäche sportlich betätigen? Mittlerweile lautet die Antwort
ja. Die körperliche Belastung kann nach Auffassung von Ärzten sogar
Therapie sein. Doch immer noch gibt es Unklarheiten und Unsicherheiten,
wie stark das Training überhaupt sein darf. Mittlerweile existiert eine
neue Diagnosemethode, die die Belastungsmöglichkeiten und –grenzen
genau ermitteln kann.
Das Leben von Patienten mit Herzmuskelschwäche wird durch eine massiv
reduzierte körperliche Belastbarkeit eingeschränkt. Die Ursachen dafür
sind jedoch nicht bei allen Patienten gleich. Es gibt eine Gruppe von
Patienten, deren Herzen unter Belastung nicht mehr ausreichend Blut
transportieren kann. Bei einer anderen Gruppe ist zwar die Herzleistung
ebenfalls eingeschränkt, die eigentliche Ursache der schlechten
Belastbarkeit ist aber in einer unzureichend trainierten Muskulatur des
Gesamtkörpers zu sehen. „Die Lebensqualität der Betroffenen ist oft dramatisch eingeschränkt,
weil ihr Herz immer am Limit arbeitet. Jede körperliche
Alltagstätigkeit wird zum Problem", beschreibt Dr. Wilfried Dinh, der
das Projekt für die Universität Witten/Herdecke wissenschaftlich
betreut, die Lage der Patienten. Es entwickele sich ein Teufelskreis,
indem Betroffene sich aufgrund nachlassender Leistungsfähigkeit
körperlich schonen. Dieses führe aber, ähnlich wie bei Astronauten im
Weltall, zu einem Schwund der Muskulatur. Durch diesen Muskelschwund
werden Botenstoffe im Blut freigesetzt, die die Herzleistung weiter
verschlechtern, und der Teufelskreis schließt sich. „Noch bis in die 90er Jahre galt bei Patienten mit schwerer
Herzmuskelschwäche die Devise: Schonen, Schonen, Schonen." Heute wisse
man, dass genau das Gegenteil richtig ist. Zwar werde eine regelmäßige
körperliche Betätigung in Leitlinien der kardiologischen
Fachgesellschaften ausdrücklich empfohlen, eine konkrete Empfehlung zur
Art und Umfang des Trainings fehle jedoch. Und dieses habe einen guten Grund: „Die Frage nach dem 'wie' und 'wo'
der schwer Herzkranke Patienten trainieren sollte, ist bisher nicht
hinreichend untersucht. Insbesondere für diese Patienten wollen wir
einen individuellen Trainingsplan aufstellen und die beste
Trainingsmethode identifizieren", betont Dinh. Mit einer neuen Diagnosemethode könne man nun jeden Patienten
individuell der einen oder anderen Gruppe zuordnen. Mit dieser Methode,
die auf der so genannten Inertgas - Rückatmung beruht, kann erstmals
über eine spezielle Atemmaske direkt die Transportleistung des Herzens
in Ruhe und unter körperlicher Belastung gemessen werden. Diese
Untersuchung erfolgt ohne Katheter oder andere Eingriffe. Bei der aktuellen Studie, die im kommenden Jahr abgeschlossen wird,
wurden Patienten mit schwerer Herzmuskelschwäche in zwei Gruppen
eingeteilt: Eine Gruppe trainiert nach einer Einweisung selbstständig,
die andere unter ärztlicher Beobachtung. Alle Teilnehmer sind Patienten
des Herzzentrums Wuppertal. In regelmäßigen Abständen wird ihr Blut
untersucht, ein Herz-Ultraschall und eine Leistungsdiagnostik mit
Einsatz neuester Techniken durchgeführt. Schon bei den ersten
Patienten, so die Wissenschaftler, zeichnen sich bereits Verbesserungen
ab. Welche positiven Effekte Sport bei Herzmuskelschwäche und koronarer
Herzkrankheit haben kann, hat auch die Deutsche Gesellschaft für
Kardiologie (DGK) festgestellt. Unter Ausdauertraining verringerte sich
das relative Risiko der Gesamtsterblichkeit um 35 Prozent sowie die
Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen um 28 Prozent, berichete Prof.
Dr. Rainer Hambrecht (Bremen). Bei den sporttreibenden Patienten führte
die Bewergung zu einer Verbesserung der maximalen Sauerstoffaufnahme -
je nach Studie - um 15 bis 29 Prozent. Hambrecht betonte, dass – wenn
überhaupt – Untrainierte gefährdet seien. Aber auch nur, wenn sie
falsch und zu anstrengend trainierten. WANC 06.10.10, Quelle: Uni Witten/Herdecke, DGK
 
 
 
 
 
 
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