Foto: Barmer GEK
Ältere Menschen verzichten nach einem Herzinfarkt überwiegend auf alternative Heilmethoden und folgen dem Rat ihres Artzes (Foto: Barmer-GEK)
> Herzinfarkt: Keine „Spielereien“
Patienten, die einen Herzinfarkt
erlitten haben, nehmen laut einer Studie zum großen Teil ihre
Medikamente vorschriftsmäßig ein. Sie vertrauen überwiegend auf die
Therapie ihrer Ärzte. Nur wenige setzen zusätzlich auf alternative
Heilmethoden. Doch selbst dann bleiben sie dem Rat ihres Arztes treu.


Deutsche Infarktpatienten setzen nicht auf alternative Therapien. „Die
Anwendung von komplementären/alternativen Therapien bei älteren
Postinfarkt-Patienten ist mit 16 Prozent als gering anzusehen“, betont
Rupert Wende (Klinikum Augsburg) über die AMI-Elderly-Studie des
Augsburger MONICA-CORA-Herzinfarktregisters. „Im Gegensatz zu Berichten aus Nordamerika beeinflusst die Anwendung
dieser Heilmethoden und ‚Zusatzmittelchen‘ nicht die Compliance in
Bezug auf die Einnahme der Standardmedikamente.“ Allerdings, so Wende,
lässt sich bei Patienten mit zusätzlicher Anwendung klassischer
alternativer Verfahren und der Naturheilkunde eine tendenziell bessere
Lebensqualität nachweisen.  Einzelne Aspekte waren sogar
signifikant besser. Bei den untersuchten 254 Patienten wendeten die 16% zusätzlich zu ihrer
ärztlichen Behandlung verschiedene komplementäre Medikamente,
Nahrungsergänzungsmittel oder alternative Behandlungsverfahren an. Eine
regelmäßige Einnahme von Weißdorn- oder Ginkgopräparaten bestätigten
11% der Patienten, obwohl dies einen erheblichen Kostenfaktor
darstelle, wie Wende feststell. So betragen die Monatskosten je nach
mg-Monatsdosis von 30 mg (Ginkotee) bis 240 mg (Kapseln) ein bis
zweimal am Tag zwischen 8 € und 50 €, bei den Weißdornpräparaten je
nach mg-Dosis zwischen 15 € und 50 €. Dies gelte auch für die Omega-3-Fettsäuren, die Kosten von ca. 30 €
pro Monat (je nach Einnahme-Frequenz: 10 - 50 €) verursachen. Die
teuerste Alternative der Zusatzmedikamente sei die tibetische Arznei
Padma 28, die laut Herstellerangaben gegen Arteriosklerose wirken soll
(Monatskosten von ca. 60 €). Dagegen seien die Hausmittel wie Tees,
Vitamin- und Mineralpräparate, die von verschiedenen Personen
eingenommen werden, weitaus kostengünstiger. Die Verschreibung der „klassischen“ Medikamente fand nach Erkenntnis
der Studie im leitliniengerechten Bereich statt. Es gab eine hohe
Verschreibungsrate an Betablockern (93%), Acetylsalicylsäure/Aspirin
(93%), RAAS-Hemmern (84%) und Statinen (83%); dies entspricht auch der
Verschreibungsrate bei jüngeren Patienten (25 - 75 Jahre) mit akutem
Myokardinfarkt, die im gleichen Krankenhaus (Klinikum Augsburg) im
Rahmen des Herzinfarktregisters erfasst wurden. Dies sei deshalb so
erwähnenswert, weil andere Studien bei älteren Patienten ergeben haben,
dass diese eben nicht nach den Vorschriften der Leitlinien behandelt
würden. Die Patienten folgten im übrigen den Anordnungen ihrer Ärzte. 90% der
Patienten vergaßen die Einnahme nie und nahmen ihre Medikamente
regelmäßig ein. Lediglich 2% taten dies generell nicht. Dabei zeigte
sich kein Unterschied, ob die Patienten zusätzlich komplementäre
Medizin verwendeten. 04.05.2011/ Quelle: Wende et al, Häufigkeit der Inanspruchnahme
alternativer Therapien und deren Einfluss auf die Compliance bei
älteren Infarktpatienten - AMI-Elderly-Studie des Augsburger
MONICA/KORA-Herzinfarktregisters, Abstract 1652, Clin Res Cardiol 100,
2011; 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie
 
 
 
 
 
 
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