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Schienlärm beeinträchtigt den Schlaf noch nachhaltiger als Straßen- oder Flugzeuglärm (Foto: DB)
> Auch Schienenlärm macht krank
Schienenlärm stört den Schlaf. Das
findet sogar dann statt, wenn der Betroffene von dem Lärm nicht
aufwacht. Dadurch entstehen gesundheitliche Risiken, die bisher gar
nicht oder nur selten untersucht wurden. Experten gehen davon aus, dass
das Quietschen von Schienen die Menschen mehr stört als die Geräusche
einer Straße. Daher stresse dieser Lärm auch mehr. Und dieser Stress
führe zu Bluthochdruck und könne schließlich einen Herzinfarkt bewirken.
Die Studie „Macht Schienenlärm krank?“ belegt, dass sich hinsichtlich der
wahrgenommenen Belästigung von Schienenanwohnern ein deutlicher
Dosis-Wirkungszusammenhang offenbart. Im Vergleich zum Straßenverkehr
erweist sich Schienenlärm als störender für bestimmte Aktivitäten,
insbesondere bei der Kommunikation, jedoch als weniger störend
hinsichtlich der allgemeinen Ruhe und Erholung. Feldstudien sollen
nachweisen, dass der Schienenlärm sich weit weniger störend auf das
Schlafverhalten auswirkt als andere Verkehrsarten. In Laborstudien
allerdings zeigte sich bei verschiedenen Schlafparametern eine größere
Beeinträchtigung des Schlafes durch Schienenlärm als durch Straßen- und
Flugverkehrslärm. Die neue Studie bemängelt, dass der Zusammenhang zwischen
Lärmexposition und Herz-Kreislauferkrankungen, wie er für den Straßen-
und Flugverkehr nachgewiesen wurde, bisher für Schienenlärm nicht
untersucht wurde. Insbesondere die Schlafstudien zeigen einen starken Einfluss von
Schienenlärm auf das Schlafverhalten, bedingt durch die im Vergleich
zum Straßenverkehr relativ hohen Spitzenpegel der vorbeifahrenden Züge.
Die dabei verursachte Erregung des autonomen Nervensystems ist selbst
dann nachzuweisen, wenn kein Aufwachen stattfindet. Die gesetzlichen
Vorgaben zum Lärmschutz berücksichtigen allerdings beim Schienenlärm
keine Spitzenpegel und ermöglichen so auch nachts hohe Lärmspitzen. Zudem erlaubt der so genannte „Schienenbonus“ dem Schienenverkehr im
Vergleich zum Straßenverkehr einen um 5 dB(A) höheren äquivalenten
Dauerschallpegel. Die Rechtfertigung für diesen Bonus beruht auf alten
Daten und berücksichtigte nur subjektive Störungen. Neue Untersuchungen
bestätigen diesen Bonus nicht. Sie zeigen stattdessen, dass beim
Schienenlärm ein gesundheitliches Risiko vor allem durch eine
regelmäßige Störung des Schlafes entsteht. Dieses Risiko wird durch den
Schienenbonus sowie das Fehlen eines Grenzwertes für Spitzenpegel
erhöht. Daher sei der Schienenlärmbonus aus wissenschaftlicher Sicht
nicht mehr haltbar.

 Bisher gelten folgende Grenzwerte für den Schienenverkehr, wobei die
Ermittlung der Beurteilungspegel von Schienenverkehrslärm sowohl im
Rahmen der Lärmvorsorge als auch bei der Lärmsanierung rechnersch nach
dem in der Verkehrslärmschutzverordnung beschriebenen Verfahren: 1. an Krankenhäusern, Schulen, Kurheimen und Altenheimen, Tag: 57 dB(A), Nacht: 47 dB(A) 2. in reinen und allgemeinen Wohn- sowie in Kleinsiedlungsgebieten, Tag: 59 dB(A), Nacht: 49 dB(A) 3. in Kern-, Dorf- und Mischgebieten, Tag: 64 dB(A), Nacht: 54 dB(A) 4. in Gewerbegebieten, Tag: 69 dB(A), Nacht: 59 dB(A) Reinhard Raggam vom Institut für Umweltmedizin an der Grazer
Medizin-Universität beispielsweise sagt, dass Schienengeräusche in
höheren Schallpegeln "lästiger" und damit gesundheitlich schlechter
sind, als Straßenlärm derselben Lautstärke. Der Schienenlärm geht laut
Raggam nicht so gleichmäßig dahin wie Straßenverkehrslärm, sondern hat
Spitzenpegel, die bis zu 92 Dezibel entsprechen können. Das sei
deutlich lauter als ein LKW. Medizinische Untersuchungen zu den Auswirkungen von Lärm besagen, dass
bereits durchschnittliche Lärmbelastungen von tagsüber über 65
Dezibel(A) und nachts über 55 dB(A) als Gesundheitsgefährdend gelten.
Von Gerichten werden mittlerweile zumindest Überschreitungen von 60
dB(A) in der Nacht (22.00 Uhr bis 6.00 Uhr) als unzumutbar anerkannt. Vor allem stresse Quietschen der Schienen mehr als Straßenlärm. Diese
Lautstärke sei schon nach wenigen Minuten gesundheitsgefährdend. Der
Grund ist laut Experten einfach zu erklären: „Lärm ist nicht gleich
Lärm. Das Quietschen von Schienen wird von Personen lästiger empfunden
als die Geräusche einer Straße. Daher stresst dieser mehr." Der Stress
führe zu Bluthochdruck und eher zu einem Herzinfarkt. Die Studie „Macht Schienenlärm krank?“ hat das Universitätsklinikum
Freiburg im Auftrag des Regionalverbands Südlicher Oberrhein (RVSO)
verfasst. 119 Forschungsarbeiten zu dieser Fragestellung wurden
hinsichtlich sieben verschiedener Auswirkungen auf die Gesundheit
ausgewertet: Belästigung, Störung von Aktivitäten, Schlaf, Leistung,
physiologische Reaktionen, Auswirkungen auf Herz-Kreislauferkrankungen
und Kinder. Zu den eher subjektiven, variablen Belästigungen und
Störungen liegen die meisten Studien vor, zu Erkrankungen in Folge von
langfristigem Schienenlärm gibt es dagegen bisher keine Studien.   WANC 03.05.10, Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, IG Schienenlärm, VCD/DNR-Hintergrundpapier zum Thema Schienenlärm
 
 
 
 
 
 
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