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Eine Pille mit fünf Wirkstoffen gegen Herz- und Schlaganfälle: Experten glauben an die Wirksamkeit (Foto: DAK)
> Wundermittel gegen Herzerkrankungen: 5 in 1
Eine Tablette, die gleich fünf
Medikamente in sich vereinigt, soll gegen Herz- und Schlaganfälle
schützen. Eine neue Studie bestätigt jetzt die Wirksamkeit der
sogenannten Polypill. Dennoch fragen Experten nach dem Sinn einer
solchen Wunderpille. Und bei verschiedenen Ansätzen zur Polypill bleibt
die Frage nach dem richtigen Konzept.
Das Konzept dieser Polypill mit der Bezeichnung Polycap wurde vor mehr
als fünf Jahren eingeführt. Sie sollte bei allen Menschen über 55
Jahren die Anzahl der Herzerkrankungen um bis zu 80 Prozent senken.
Bisher wurden bei der Erreichung dieses Ziels allerdings nur geringe
Fortschritte gemacht. Eine Studie der McMaster University hat jetzt in
Indien nachgewiesen, dass eine derartige Tablette tatsächlich die
gewünschte Wirkung hat und die Einnahme gut vertragen wird. Trotzdem beschäftigen Experten wie Mike Rich von der Blood Pressure
Association die ethischen Fragen bei der Einnahme eines Medikaments als
reine Lifestyle-Maßnahme. Kritiker erklären, dass Problemen wie hohem
Blutdruck und zu hohen Cholesterinwerten durch eine Umstellung der
Ernährung und mehr Bewegung begegnet werden sollte und nicht durch das
Einnehmen einer Tablette. Die aktuell untersuchte Polypill kombiniert fünf Präparate, die auch
einzeln auf dem Markt sind: Aspirin, ein Statin und drei Mittel zur
Senkung des Blutdrucks sowie Folsäure. Die Tests mit 2.053 gesunden
Teilnehmern ohne kardiovaskuläre Erkrankungen aber mit Risikofaktoren
wie hohem Blutdruck und starkem Rauchen ergaben, dass die Kombination
eine ähnliche Wirkung erzielte, wie die getrennte Einnahme. Blutdruck
und Cholesterinwerte sanken ohne große Nebenwirkungen. Das Team um Salim Yusuf geht davon aus, dass die Kombination aller
Bestandteile in der von Cadila Pharmaceuticals hergestellten Polycap
potenziell die Anzahl der Herzanfälle und Schlaganfälle bei Menschen
mittleren Alters halbieren könnte. Yusuf wählte Teilnehmer aus 50
medizinischen Einrichtungen in ganz Indien zur Teilnahme aus. Ein britisches Team unter der Leitung von Simon Thom vom Imperial
College London untersucht derzeit, ob der Einsatz derartiger
Medikamente die Sterblichkeit wirklich senken kann. Sie testen die Red
Heart Pill, die vier verschiedene Präparate in sich vereint. Laut Thom
wird es aber noch mindestens fünf Jahre dauern, bis ausreichende Daten
für eine Zulassung vorliegen. Tatsächlich beschäftigen sich Wissenschaftler schon seit längerem mit
der Poylpill. Ergebnisse wurden beispielsweise 2005 in einer
renommierten internationalen medizinischen Zeitschrift (BMJ 2005; 330:
1059-63 und 1035-6) veröffentlicht. Da heißt es: “Patienten mit einer
koronaren Herzerkrankung, die eine Kombination aus drei spezifischen
Medikamenten einnehmen, haben bessere Überlebenschancen als Patienten,
denen nur einzelne Wirkstoffe verabreicht werden. So lautet das
Ergebnis einer Langzeitstudie über den Effekt verschiedener
Kombinationstherapien zur Senkung des Sterblichkeitsrisikos bei
Patienten mit Herzerkrankungen....
Zu den Behandlungsformen, die die
Sterblichkeitsraten am deutlichsten herabsetzten (83 Prozent), zählten
Therapien mit Statinen (zur Cholesterinsenkung), Aspirin und
Beta-Blockern (zur Blutdrucksenkung). Der Einsatz anderer
blutdrucksenkender Mittel, wie beispielsweise eines ACE-Inhibitors
(„angiotensin converting enzym inhibitor“), zeigte keinen zusätzlichen
Nutzen.... Die Resultate dieser Studie weisen ihrer Ansicht zwar auf den
synergetischen Effekt dieser „Polypill“ für Personen mit bestehender
Herzkrankheit, sie liefern jedoch keinen Beweis, dass diese Pille allen
Patienten über 55 Jahren verschrieben werden sollte... Im Jahre 2006 sprach sich sogar der Weltkongresses der Kardiologie
(WCC) und zugleich Europäischer Kardiologenkongress (ESC) für das
Konzept der "Polypill" zur Sekundärprävention nach einem Herzinfarkt
aus. Prof. Valentin Fuster,The Mount Sinai Medical Center, sprach sich
für die Entwicklung einer Polypill mit Acetylsalicylsäure, einem
ACE-Hemmer und einem Statin aus. In dieser Polypill sollten aber weder
Folsäure noch ein Betablocker enthalten sein. Dieses Polypill-Projekt wird von der World Heart Federation (WHF)
unterstützt. Man erhoffte von einer solchen Pille eine bessere
Medikamententreue ("Compliance") und eine preisgünstigere Therapie.
Geplant war, Ende 2009 oder Anfang 2010 diese Polypill erstmals in
Spanien und anschließend in China auf den Markt zu bringen. WANC 01.04.09/Quelle: Lancet, British Medical Journal, WHF
 
 
 
 
 
 
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