Die Süßholzpflanze und ihre Wurzel, die für Genuss- und Arzneizubereitungen verwendet wird (Foto: Michael Menke, Geographie Uni Würzburg)
Die Süßholzpflanze und ihre Wurzel, die für Genuss- und Arzneizubereitungen verwendet wird (Foto: Michael Menke, Geographie Uni Würzburg)
> Süßholz: Arzneipflanze 2012
Das Süßholz ist die Arzneipflanze des Jahres 2012. Bisher wird seine Wurzel vor allem für Lakritze, Kräuterliköre und Tees genutzt. Doch auch in der Medizin wird es bereits zur Linderung von Erkrankungen verwendet. Und in Zukunft könnten wir  es vielleicht auch in Medikamente gegen Virusinfektionen finden.

Das Süßholz (Glycyrrhiza glabra) ist eine Staude, die einen Meter hoch werden kann. Beheimatet ist sie im Mittelmeerraum, in Kleinasien und im Kaukasus bis Iran, Afghanistan, Zentralasien und Südrussland. Zwei weitere Arten sind in Ostasien heimisch. Süßholz wird fast überall in der Natur gesammelt. Für die Arznei- und Genussmittelherstellung wird es in der Türkei, China, Russland, Bulgarien, Italien, Spanien und Südfrankreich auch angebaut. Verwendet wird die Wurzel mit ihren Ausläufern. Sie besitzt sehr viele Inhaltsstoffe: 400 verschiedene sind bislang beschrieben. Zu den wichtigen Inhaltsstoffen gehören Saponine (bis zu 15 Prozent) wie das Glycyrrhizin, das fast die 50fache Süßkraft von Rohrzucker besitzt. Darüber hinaus Flavonoide, Isoflavone und Polysaccharide.

Medizinische Anwendungen
In der Antike nutzten die Ägypter und Griechen die Pflanze unter anderem gegen Husten, Heiserkeit, Asthma und Brustbeschwerden. Im Mittelalter schrieb die Äbtissin Hildegard von Bingen dem Süßholz eine positive Wirkung auf die Psyche zu – ihr zufolge soll es den Menschen „mild stimmen“. Unter dem Namen „gan cao“ ist Süßholz bis heute ein fester Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Es gehört dort zu den so genannten 50 Basiskräutern. Außer in China wird Süßholz gegenwärtig in vielen anderen asiatischen Ländern medizinisch verwendet, etwa in Japan, Korea und Vietnam. In Ostasien setzt man es mit weiteren Stoffen auch bei Leberleiden wie Hepatitis und Leberzirrhose ein.

Auch bei uns werden Phytopharmaka in der Medizin eingesetzt: Beispielsweise bei Katarrhen der oberen Luftwege und bei Ulcus ventriculi/ duodeni (Magen-/Zwölffingerdarmgeschwür); als unterstützende Therapie bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie bei Magenschleimhautentzündung und Sodbrennen; als schleimlösendes Mittel bei Husten und Bronchialkatarrh.

Die medizinische Zukunft von Süßholz
Johannes Mayer vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde, Studienkreis kürzt seit 1999 die Arzneipflanze des Jahres, sieht die Zukunftschancen der Süßholzwurzel: „Zahlreiche Forschungsaktivitäten weltweit geben Anlass zu der Hoffnung, dass die Süßholzwurzel in Zukunft auch für andere Anwendungsgebiete eingesetzt werden könnte, zum Beispiel bei Virusinfektionen.“

22.11.2011/ Quelle: Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg
 
 
 
 
 
 
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