Foto: Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Kliniken Essen-Mitte
Eine Schröpfmassage soll die Durchblutung anregen (Foto: Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Kliniken Essen-Mitte)
> Schröpfen: Und es wirkt
In dem herrschenden Medizinverständnis
ist für Schröpfen kein Platz. Denn was wissenschaftlich nicht
nachgewiesen ist, ist mit unserer Schulmedizin
nicht vereinbar. Das sagen die, die meinen Experten zu sein. Doch nun
beweist eine wissenschaftliche Studie, dass Schröpfen wirkt. Und jetzt?
Das Schröpfen zählt zu den naturmedizinischen Methoden mit einer langen
Tradition. Im alten Ägypten wie im alten Griechenland wurde es schon
sehr geschätzt. Und auch die Traditionelle Chinesische Medizin kennt
das Schröpfen zum Ausleiten von Hitze, Feuchtigkeit und Kälte aus dem
Körper. Zwar beschreibt die AOK, die sich selbst Gesundheitskasse nennt, das
Verfahren auf ihren Internetseiten: Schröpfen wird in Deutschland
häufig von Heilpraktikern angewendet, behandelte Krankheiten sind u. a.
Schmerzen, Verspannungen und rheumatischen Beschwerden. Schränkt aber
ein: Die AOK übernimmt die Kosten für Schröpfen nicht, da es keinen
ausreichenden wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit gibt. Das war einmal. Den wissenschaftlichen Beweis der Wirksamkeit hat jetzt
eine Studie des Lehrstuhls für Naturheilkunde der Universität Duisburg
Essen und der Karl und Veronica Carstens-Stiftung für das blutige
Schröpfen beim Karpaltunnel-Syndrom. Rund zwei Millionen Menschen in
Deutschland leiden unter nächtlichem Ruheschmerz der Hand,
Taubheitsgefühlen und Kribbeln in Daumen, Mittel- und Zeigefinger
(Brachialgie). Häufig diagnostiziert ist ein Karpaltunnel-Syndrom,
welches in vielen Fällen mit Nackenschmerzen und Verspannungen im
Schulterbereich assoziiert ist. Die Forschergruppe um Prof. Andreas Michalsen hat 52
Brachialgie-Patienten in zwei Gruppen unterteilt. Bei einer Gruppe
wurde eine einmalige blutige Schröpfbehandlung im Schulterbereich
durchgeführt, die Kontrollgruppe wurde mit einem Wärme spendenden
Ingwersack behandelt. Nach sieben Tagen Beobachtungszeit gingen die Beschwerden der
Schröpfgruppe um 60 Prozent zurück, in der Kontrollgruppe lediglich um
23 Prozent. Neben verringerten Schmerzen in der Hand berichteten die
Patienten über weniger Taubheits- und Kribbelgefühle, verringerte
Nackenschmerzen und eine Verbesserung der funktionellen Beweglichkeit
und physischen Lebensqualität. Die Erwartungen an den Erfolg der Therapie waren in beiden Gruppen
gleich hoch, ein Indiz dafür, dass die Schröpfbehandlung über reine
Placeboeffekte hinausgeht. Ernste Nebenwirkungen wurden in keiner der
Gruppen beobachtet. Die Schröpfbehandlung wurde von den Patienten gut
vertragen und nicht als schmerzhaft empfunden. Ungeklärt bleibt, ob die
positiven Effekte über einen längeren Zeitraum anhalten. Michalsen erklärt sich den Wirkmechanismus wie folgt: „Die Behandlung
basiert vermutlich auf dem Prinzip der aus der Anatomie bekannten
Reflexzonen. Das Schröpfen fördert die Durchblutung und muskuläre
Spannungslösung in einem bestimmten Areal, in dieser Studie im
Schulterdreieck. Dies wiederum hat günstige reflektorische Effekte auf
den betroffenen Nerv." Der Karpaltunnel (Handwurzelkanal) ist eine kleine Vertiefung am
Handgelenk. Durch diese wird, neben verschiedenen Sehnen, ein Nerv
geführt, der vor allem die ersten drei Finger der Hand versorgt. Ist
diese Leiterbahn verengt, entsteht Druck auf den Nerv, die
Reizweiterleitung funktioniert nicht mehr störungsfrei und es kommt zu
Missempfindungen, wie Kribbeln, Taubheit und Schmerzen. Neben einer
mechanischen Überbeanspruchung der Hand können Verspannungen des
Bindegewebes im Schulterdreieck Auslöser für eine Verengung des
Karpaltunnels sein. Die konventionelle Behandlung des Karpaltunnel-Syndroms besteht im
Anlegen von Handgelenksschienen, der Gabe von oralen Entzündungshemmern
oder der lokalen Injektion von Cortisonpräparaten. Helfen diese
Interventionen nicht, wird meist ein operativer Eingriff empfohlen. Das Schröpfen kennt verschiedene Formen: • Das trockene Schröpfen Saugglocken aus Glas - so genannte Schröpfköpfe – werden auf die Haut
gesetzt. Anschließend wird die Luft aus dem Glas gepumpt oder durch
kurzzeitig erhitzt, damit auf der Haut ein Vakuum entsteht. Der dadurch
ausgelöste Unterdruck regt den Blutfluss und die Lymphflüssigkeit an;
die lokale Durchblutung der Haut- und Muskelschichten wird gefördert. • Das blutige Schröpfen Die Haut wird ein wenig eingeritzt. An diesen Stellen werden die
Schröpfköpfe angesetzt. Mit dem austretenden Blut werden die
Schadstoffe ausgeleitet. Dadurch verdünnt sich das Blut und kann besser
fließen. • Die Schröpfmassage Der Schröpfkopf wird solange über die Haut gezogen, bis sie sich rötet. Dass soll die Durchblutung im Körper anregen.
 WANC 28.04.09/Quelle: Journal of Pain
 
 
 
 
 
 
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