Akupunktur wirkt wirklich

Für das sogenannte Reizdarmsyndrom
gibt es noch keine wirksame Behandlung. Doch durch Akupunktur lässt
sich der Schmerz reduzieren und das Befinden der Patienten
verbessern.


Etwa 5 Prozent der Bevölkerung
leidet unter einem Reizdarmsyndrom. Bisher ist die Krankheitsursache
nicht bekannt, auch eine wirksame Behandlung gibt es noch nicht.
Mediziner sind sich nicht einig darüber, ob und inwieweit die
Psyche bei dem Reizdarmsyndrom eine Rolle spielt. Die Symptome des
Leidens sind ein schmerzhaftes Spannungsgefühl im Bauch sowie
ein Wechsel von Verstopfung und Durchfall von länger als sechs
Monaten.



Mediziner der Uniklinik Heidelberg
haben in jüngsten Studien nun gezeigt, dass Akupunktur wirklich
hilft: Beim so genannten Reizdarmsyndrom beeinflusst die Behandlung
mit Akupunkturnadeln das für lebenswichtige Körperfunktionen
wie Blutdruck und Atmung zuständige vegetative Nervensystem und
geht mit Stressabbau einher. Diese positive Wirkung tritt unter einer
Behandlung mit einem Scheinmedikament nicht auf.



Anhand eines speziellen Fragebogens
wurden etwa die Auswirkungen auf Schmerzen, die Tagesaktivität,
den Schlaf und die Verdauung untersucht. Die Betroffenen erhielten
entweder eine "echte" (Verum-)Akupunktur oder eine
Schein(Placebo)-Anwendung. Bei der Schein-Anwendung wird die
Akupunktur nur simuliert, ohne dass Muskelzellen und Nerven von der
Nadelspitze in der Tiefe berührt werden.



"Das Ergebnis war interessant,
denn die Lebensqualität der Patienten verbesserte sich in beiden
Behandlungsgruppen, ohne dass zwischen ihnen ein wesentlicher
Unterschied festgestellt werden konnte", so Studienleiter
Antonius Schneider. In diesem Punkt scheine die Wirkung der
Akupunktur auf psychische Faktoren zurückzuführen zu sein.
"Wir wissen aber aus experimentellen Untersuchungen bei anderen
Krankheitsbildern wie etwa dem Herzfehler oder der Depression, dass
Akupunktur auch das vegetative Nervensystem des Patienten
beeinflusst.



Das vegetative Nervensystem regelt die
lebenswichtigen Funktionen des Körpers wie Atmung, Herzschlag,
Blutdruck, Verdauung und Stoffwechsel. In einem zweiten Schritt
untersuchten die Heidelberger Mediziner daher, ob Akupunktur bei
Patienten mit einem Reizdarmsyndrom auch physiologische Wirkungen
haben kann, also körperliche Funktionen verändert oder
beeinflusst. "Dabei konnten wir einen positiven Effekt auf
das so genannte parasympathische Nervensystem, das erholungs- und
entspannungsfördernde Anreize vermittelt, nachweisen",
erklärt Schneider.



"Durch Speichelmessungen konnten
wir feststellen, dass unter Akupunktur der Parasympathikus gestärkt
wird und der Spiegel des Stresshormons Kortisol absinkt." Ein
gestärkter Parasympathikus und ein erniedrigter Kortisolspiegel
bedeuten auch geringeren Stress. "Darüber hinaus ging die
Stärkung des Parasympathikus mit einer Besserung der Schmerzen
einher. In der Placebo-Gruppe der Reizdarmsyndrom-Patienten konnte
diese eindrucksvolle Stärkung des parasympathischen
Nervensystems nicht beobachtet werden", stellt Schneider
fest.An der Heidelberger Studie nahmen insgesamt 43 Patienten
teil, die über fünf Wochen jeweils zweimal wöchentlich
akupunktiert wurden. Den genauen Mechanismus des physiologischen
Effekts der Akupunktur könne man heute jedoch noch nicht in
allen Einzelheiten überblicken.



WANC 27.07.07/pte





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/27_07_akupunktur_reizdarm.php
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