Foto: Dirk Mahler
Dr. Jürgen Drossard, Dr. Thomas Rademacher und Dr. Stefan Schillberg (v.l.n.r.) gelang es, Wirkstoffe in transgenen Pflanzen und Pflanzensuspensionszellen herzustellen (Foto: Dirk Mahler)
> Medikamente aus Pflanzen
Die einen denken an Kräutertees, die
anderen an Baldrian-Tropfen, wenn sie das Schlagwort Medikamente aus
Pflanzen hören. Einem Forscherteam ist es jetzt gelungen,
Biopharmazeutika – beispielsweise einen Antikörper gegen HIV – in
Tabakpflanzen zu produzieren.
Biologisch hergestellte Arzneimittel, etwa rekombinantes Insulin oder
therapeutische Antikörper zur Krebsbekämpfung, sind aus der
medizinischen Praxis nicht mehr wegzudenken. Pflanzen eignen sich
besonders gut, komplexe Wirkstoffe zu produzieren. Denn in Pflanzen
lassen sich diese Substanzen preiswert und im großen Maßstab
herstellen. Gegenüber der Produktion in tierischen Zellen haben
Pflanzen den Vorteil, dass sie schnell wachsen, einfach zu pflegen sind
und gut gegen schädliche Einflüsse geschützt werden können. Dr. Jürgen Drossard, Dr. Thomas Rademacher und Dr. Stefan Schillberg
vom IME Pharmakologisches Institut der Universität Heidelberg gelang
es, Wirkstoffe in transgenen Pflanzen und Pflanzensuspensionszellen
herzustellen. Zu den Pflanzen gehört auch Tabak. Den Grund erklärt
Drossard: „Tabak ist seit langem eine interessante Pflanze für die
Molekularbiologen. Sie lässt sich einfach transformieren, also mit
einem fremden Gen versehen. Zudem entsteht schnell viel Biomasse und
damit auch eine höhere Menge an den gewünschten Proteinen.“ Die Wirkstoffe müssen absolut sicher sein. Deswegen sind die
Anforderungen sowohl an die Pflanzenaufzucht als auch das Verfahren und
die Geräte zur Aufbereitung außerordentlich hoch. Für beides bestanden
die Aachener Forscher die strengen Prüfungen der Aufsichts- und
Genehmigungsbehörden. „Die Tabakpflanzen werden vor allen äußeren
Einflüssen geschützt und unter genau kontrollierten Bedingungen
aufgezogen. Wir lassen sie praktisch auf sterilen Substraten wachsen.
Und düngen kommt natürlich überhaupt nicht in Frage“, sagt Rademacher. „Wir wollten zeigen, dass es machbar ist, Biopharmazeutika
herzustellen, die für klinische Studien geeignet sind“, betont
Schillberg. Die produzierten Proteine werden zurzeit mit dem Ziel
geprüft, sie in klinischen Studien einzusetzen. Mit den Antikörpern
ließe sich beispielsweise ein Vaginalgel herstellen, mit dem sich
Frauen vor einer HIV-Infizierung schützen können. Derzeit arbeiten die
Forscher in einem neuen Projekt daran, einen Malaria-Impfstoff in
Pflanzen zu produzieren. 27.05.2011/ Quelle: Journal of Clinical Investigation 121(4): 1608-1623, 2011.
 
 
 
 
 
 
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