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Myrrhe: Wirkt auch desinfizierend, beispielsweise bei Entzündungen der Mundschleimhaut
> Gold, Weihrauch und Myrrhe: Renaissance als Arzneimittel
Vieles, was Heiler in alten Zeiten
wußten, ist in Vergessenheit geraten. Doch inzwischen besinnen sich
manche auf die hunderte Jahre erprobten Heilwege. So gewinnen
Arzneimittel wie Gold, Weihrauch und Myrrhe neues Ansehen. Gold hilft
beispielsweise bei der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen.
"Circa instans", ein maßgebliches Arzneibuch im 12. Jahrhundert,
widmete dem Gold als Heilmittel ein großes Kapitel. Eine ausgleichende,
reinigende und den Körper stärkende Wirkung wurde dem Edelmetall über
viele Jahrhunderte zugesprochen. Vor vielfältigen Erkrankungen, von
Lepra bis zu Ohnmachtsanfällen, sollte die Einnahme des wertvollen
Edelmetalls schützen. Dr. Johannes Mayer, Spezialist für
mittelalterliche Medizin an der Universität Würzburg kann belegen, dass
im Zeitalter der Alchemie Gold das gesundheitsstärkende Mittel
schlechthin und damit ein wahrhaft königliches Heilmittel war. Die moderne Medizin setzt wieder auf die Wirkung von Gold. In der
Behandlung von Gelenkrheuma, der Rheumatoiden Arthritis, ist es ein
zugelassenes Arzneimittel, das bei Unverträglichkeit auf andere Mittel
gelegentlich eingesetzt wird. Gold hilft gegen Gelenkschmerzen,
verringert das Fortschreiten der Gelenkschäden und das Auftreten neuer
Krankheitsschübe. Das getrocknete Harz aus dem Weihrauchbaum (Gattung: Boswellia) wurde
bereits im Altertum als Heilmittel eingesetzt. Schwerpunkt war die
äußerliche Anwendung: Zur Wundheilung - aber auch gegen Hämorrhoiden
und Ohrleiden sollte das beispielsweise in süßem Wein aufgelöste Harz
helfen. Die arabische Medizin des Mittelalters setzte Weihrauch auch
innerlich gegen Erkältungskrankheiten oder zur Gedächtnisstärkung ein. Erst seit wenigen Jahren interessieren sich Wissenschaftler wieder für
die mögliche medizinische Wirkung. Laboruntersuchungen an der
Universität Tübingen ergaben, dass Weihrauch bei chronischen
Entzündungen jene Botenstoffe stoppt, die vor allem bei
Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn, Gelenkrheuma, Asthma,
Schuppenflechte oder Multipler Sklerose eine Rolle spielen. Ob
Weihrauch hier eine Alternative zum Cortison sein könnte, sei klinisch
aber noch nicht untersucht, schränkt Mayer ein. Eine antientzündliche
Wirkung würde allerdings viele mittelalterliche Anwendungen erklären. Myrrhe, vermutlich das Harz von Commiphora-Arten, war in früheren
Zeiten ebenso kostbar wie Weihrauch. Und wie dieses wurde es als Arznei
geschätzt. Historisch gesehen war es das wertvollste der drei
Arzneimittel. Es wurde äußerlich angewendet zur Wundbehandlung und
gegen Entzündungen, eingeatmet sollte der Rauch das Gehirn stärken, und
innerlich angewendet sollte es gegen Verdauungsbeschwerden und
"Verschleimungen" der Organe helfen. Geblieben ist davon in der
modernen Medizin bisher wenig. Ein aktuelles Handbuch zur
Naturheilkunde empfiehlt Myrrhe lediglich zur lokalen Behandlung
leichter Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. WANC 13.01.09, Quelle: J. G. Mayer: Gold, Weihrauch und Myrrhe. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2008; 133 (51/52): S. 2665-2668  
 
 
 
 
 
 
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