Bienenharz als Krebsmedikament

Pflanzliche Substanzen werden heute auch in der Krebsmedizin
eingesetzt. Wissenschaftler untersuchen jetzt die Antitumor-Wirkung
einer Substanz, die aus Bienenharz gewonnen wurde. Der Wirkstoff soll
gegen eine bösartige Erkrankung des Nervensystems (Neuroblastom)
eingesetzt werden, die vor allem bei Kindern auftritt.



Neuroblastome zählen zu den häufigsten soliden Tumoren des
Kindesalters. Insbesondere in fortgeschrittenen Stadien ist diese
Krebsart sehr aggressiv. Die Heilungschancen sind dann meist schlecht.
Außerdem wird der Tumor oft unempfindlich gegenüber der Chemotherapie.
„Die Substanz aus Bienenharz hat das Potential, solche
Resistenzmechanismen zu umgehen und neue Behandlungsmöglichkeiten für
die kleinen Patienten zu eröffnen“, erklärt Professor Dr. Peter Reusch,
Projektleiter an der Ruhr-Universität Bochum, Leiter der Abteilung
Klinische Pharmakologie.




Bienenharz - auch „Propolis“ genannt - sammeln Bienen an den
Knospenschuppen und Baumverletzungen verschiedenster Baumarten und
versetzen es mit ihren eigenen Fermenten. Die Insekten nutzen die
Substanz zum Verkitten von undichten Stellen im Bienenstock, aber auch
um Krankheitserreger abzutöten oder Fressfeinde einzubalsamieren.
Propolis ist ein Gemisch zahlreicher Wirkstoffe. Seine heilende und
vorbeugende Wirkung ist bereits vielfach beschrieben worden. Es soll
antivirale und antibakterielle Wirkungen haben und die körpereigene
Abwehr stärken. Propolis wird vom Imker mittels eines speziellen
„Propolisgitter“ gewonnen.




Das Molekül mit der Anti-Tumor-Wirkung heißt CLU-502 und stammt
ursprünglich aus dem Bienenharz des subtropischen Balsamapfels (Clusia
rosea). Im Rahmen des Forschungsprojekts wollen die Wissenschaftler der
Wirkung dieser Substanz auf Neuroblastomzellen auf den Grund gehen.
„Wir wissen bereits, dass CLU-502 in den Krebszellen ein Onkogen
herunterreguliert, welches das Wachstum des Tumors antreibt“, so
Reusch. Die bisher erzielten Ergebnisse mit CLU-502 seien sehr
ermutigend. „In ersten Laboruntersuchungen ist es uns bereits gelungen,
Krebszellen damit abzutöten. Normale Zellen wurden dabei nicht
geschädigt“, betont der Pharmakologe. Dies verspreche, dass das
potentielle Medikament nur wenig Nebenwirkungen haben könnte.




Die Wissenschaftler haben weiterhin das Ziel, einen chemischen
Syntheseweg für das Molekül zu finden, um von den natürlichen Quellen
unabhängig zu werden. Dies würde die günstige industrielle Herstellung
größerer Mengen von CLU-502 ermöglichen. „Wir hoffen, mit unserer
Forschung den Weg zu ebnen für ein neues Chemotherapeutikum, das bei
Patienten mit Neuroblastom und möglicherweise auch anderen Tumorarten
eingesetzt werden kann, wenn die herkömmliche Therapie versagt“,
erläutert Reusch.




In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 1.800 Kinder unter 15 Jahren
neu an Krebs. In dieser Altersgruppe ist Krebs besonders bösartig: Die
Tumorzellen vermehren sich meistens sehr rasch. Am häufigsten werden
Leukämien (Blutkrebs), Tumoren des Gehirns sowie Lymphknotenkrebs
diagnostiziert. Mehr als 90 Prozent aller krebskranken Kinder werden in
kinderonkologischen Zentren und nach bundesweit einheitlichen
Therapiekonzepten behandelt. Heute überleben fast 80 Prozent der
betroffenen Kinder ihre Krebserkrankung.




WANC 05.06.07 Die Deutsche Krebshilfe gibt den allgemeinverständlichen Ratgeber
„Krebs im Kindesalter“ heraus, der kostenlos bestellt werden kann:
Deutsche Krebshilfe, Postfach 1467, 53004 Bonn, oder im Internet (pdf-Datei).





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/05_06_bienenharz.php
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