Heilmittel aus dem Meer

Das
Meer bietet noch viele Geheimnisse. Doch Wissenschaftler sind dabei,
einige zu entschlüsseln, die demnächst in der Medizin ihre heilende
Wirkung beweisen können. Dabei werden der Natur Mechanismen abgeschaut,
die für therapeutische Zwecke genutzt werden können.


Enzyme
aus holzzerstörenden Pilzen (Zinnoberschwamm - Pycnoporus cinnabarinus)
die eine Wunde verschließen und schneller heilen lassen. Die
Formel für den biologisch abbaubaren Proteinkleber stammt aus
den Tiefen des Meeres und ist dem sehr wirksamen Klebstoff der
Miesmuschel nachempfunden.



Der Proteinkleber ist im Grunde
selbst kein marines Produkt. Aber er wurde der Natur "abgeschaut",
indem ähnliche Proteinanteile, wie sie in den Klebstoffen der
Miesmuscheln (die sehr fest am Holz anhaften können) vorkommen, im
Labor nachsynthetisiert wurden. Er ist also eine künstliche und
vereinfachte Version eines natürlichen marinen Produktes, des
Muschelklebers.



Die im Labor künstlich produzierten Peptide
(Peptid = organische Verbindung aus Aminosäuren) haben aber im
Vergleich zu den originalen Muschelklebern zunächst noch eine zu
geringe Klebkraft. Diese wird dann erst durch den Einsatz von Enzymen
aus den holzzerstörenden Pilzen (Zinnoberschwamm oder aus der
Schmetterlings-Tramete), die zu einer weiteren Vernetzung der Peptide
führen, deutlich erhöht. Der neue Proteinkleber soll nach einer
Verträglichkeitsprüfung schon bald für das Verheilen von inneren Wunden
nach chirurgischen Eingriffen oder von verletzten Knochenteilen
eingesetzt werden.



Das ist nur ein Beispiel für marine
Wirkstoffe und Biomaterialien, die bald in deer Medizin Einzug halten
könnten. Wissenschaftler der Universitäten in Greifswald und Rostock
haben innerhalb von mehr als drei Jahren rund 300 Algen, Pilze,
Muscheln, Schnecken und Würmer untersucht, aus denen verschiedene
Wirkstoffe isoliert und chemisch definiert wurden. Die gewonnenen
Substanzen wurden anschließend auf ihre Wirkung gegen Krankheitserreger
(Viren, Bakterien, Pilze), gegen Tumorzellen sowie auf Knochenzellen
(Osteoporose-Schutz), Hautzellen und verschiedene Enzyme geprüft.



Mehrere
hochaktive neue Substanzen aus marinen Organismen konnten dabei
entdeckt werden. Diese wurden daraufhin in Rostock analysiert,
nachsynthetisiert und in größeren Mengen hergestellt. In Greifswald
erfolgte gleichzeitig die Charakterisierung der Wirkungsmechanismen und
die weitere Variierung der Struktur.



WANC 05.01.06/idw





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/05_01_meeresheilmittel.php
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