Stiftung Warentest beurteilte Ayurveda als wenig geeignet
Sind Alternative Heilmethoden Humbug? Wirken Naturheilmittel und Naturheilverfahren nicht? Die Stiftung Warentest glaubt das für etwa ein Drittel der von ihr untersuchten 58 Therapieformen. Diese Einschätzung ist umstritten.
Das meldete Stiftung Warentest: Von wegen sanft und nebenwirkungsfrei nur ein Drittel von 58 untersuchten alternativen Untersuchungs- und Heilverfahren ist sicher und hat nachgewiesenermaßen positive Effekte für die Gesundheit. Zwei Drittel konnten bisher eine Wirkung nicht abschließend nachweisen, haben Risiken oder sind untauglich, um Krankheiten und gesundheitliche Störungen zu beheben. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest in ihrem neuen Buch Die Andere Medizin, in dem sie komplementäre Heilverfahren nach evidenzbasierten Kriterien beurteilt hat.
Eine nicht nachgewiesene Wirkung haben, so die Stiftung, z. B. die Bachblüten- und die Bioresonanztherapie sowie die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie. Die Chirotherapie, besser bekannt unter dem Begriff Einrenken, soll besonders bei Rückenschmerzen helfen. Einem noch umstrittenen Wirksamkeitsnachweis stehen jedoch schwerwiegende Risiken wie Schlaganfälle und neurologische Zwischenfälle durch die Behandlung gegenüber. Das Gesamturteil: nicht geeignet.
Wenig geeignet ist nach Ansicht der Warentester auch Ayurveda, weil ayurvedische Arzneimittel hierzulande nicht zugelassen sind. Importierte Produkte haben sich als verunreinigt, mit problematischen Inhaltsstoffen oder Giften versetzt gezeigt. Die Hinweise zur Wirksamkeit des sicherlich bekanntesten und am meisten genutzten Verfahrens, der Homöopathie, sind so schwach, dass sie sich von Plazeboeffekten nicht abgrenzen lassen. Trotzdem werden homöopatische Behandlungen von einigen Kassen bezahlt.
Die Stiftung-Warentest ist zu diesen Ergebnissen gelangt, in dem sie vorhandene Studien gesichtet und bewertet hat, also eine umfassende Literaturanalyse betrieben hat. Ähnlich negativ äußert sich im übrgen ein Artikel in der angesehen Medizinerzeitschrift Lancet, die die Wirkung von Homöopathie bestreitet.
Fahrenkamp erinnert daran, dass renommierte Kliniken wie etwa die Berliner Charite oder die Universität Bern anhand von groß angelegten Studien gezeigt haben, dass die Homöopathie in der Praxis einer konventionellen Behandlung oft mindestens ebenbürtig ist. Auch der vorab verbreitete Entwurf eines WHO-Reports fällt für die Homöopathie eher günstig aus. Darin heißt es: "Die Mehrzahl der wissenschaftlichen Studien in den vergangenen 40 Jahren haben gezeigt, dass die Homöopathie gegenüber Placebo überlegen und gleichwertig ist gegenüber der konventionellen Medizin in der Behandlung der Krankheiten von Menschen und Tieren."
Der Fachverband Deutscher Heilpraktiker kennt, die Vorwürfe der Unwirksamkeit schon und sieht keinen Unterschied zu schulmedizinisch anerkannten Therapien. Auch hier seien viele fraglich bis schädlich. Dies werde jedoch weitgehend akzeptiert, weil es nun einmal die "Offizielle Medizin" sei.
Der Fachverband: "Die Wirksamkeit alternativer Heilweisen und vor allem der Naturheilverfahren ist längst erwiesen. Sie wird seit langem und auch heute Tag für Tag von unzähligen Patienten bestätigt. Schmerzen, Alltagsbeschwerden, aber auch schwere Leiden werden gelindert oder gar geheilt. Dafür sind die Patienten sogar bereit, selbst zu bezahlen, obwohl ihnen eine Alternative fast zum 'Nulltarif' zur Verfügung steht. Die kranken Menschen in unserem Land haben längst über den Wert der "nicht offiziellen Heilweisen" entschieden. Ihnen ist Hilfe wichtiger, als auf weißes Papier geschriebene fragliche Thesen. Sie
lassen sich seit Jahrzehnten von negativen Fehlurteilen und diskriminierenden Aussagen nicht beirren und bauen stattdessen auf ihre eigenen positiven Erfahrungen."
Und Peter A. Zizmann, Präsident des Verbandes, bestärkt: "Was nützt einem kranken Menschen eine hoch anerkannte Therapie, die ihm nicht hilft. Er vertraut dann lieber auf die erfahrene Linderung seiner Beschwerden durch Naturheilweisen."
Anscheinend sehen das viele Patienten auch so. Umfragen zufolge wünscht sich ein Großteil der Deutschen und Österreicher die Verfügbarkeit komplementärmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten. Dazu zählen vor allem die Homöopathie und die Traditionelle Chinesische Medizin. Einzelne Krankenkassen und private Krankenversicherungen sind mittlerweile sogar bereit, für eine homöopathische Behandlung ihrer Patienten, die wirksam und preisgünstig zugleich ist, aufzukommen.
Manche finden die ganze Diskusion sowieso verfehlt. "Der kranke Mensch sollte mehr im Mittelpunkt stehen als die Krankheit selbst", zu diesem Schluss kommt der Wiener Mediziner und Gründer der Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin, Alois Stacher. Die aktuelle Diskussion um die Wirksamkeit der Homöopathie sei völlig unsinnig, meint der Experte im pressetext-Interview. Die Zukunft der Medizin liege nämlich in einer Verknüpfung von Schulmedizin und Komplementärmedizin.
WANC 04.10.05
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