Wirkstoffe aus Algen gegen Krebs

Die Natur liefert viele Vorlagen für
medizinische Therapien. Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten suchen
Wissenschaftler auch vermehrt im Meer. Dabei werden Algen immer
interessanter, weil sie nicht nur als Nahrungsquelle sondern auch als
Basis für Arzneimittel dienen. Algen besitzen bioaktive Substanzen, die
antiviral, antibiotisch, antioxidativ, lipidsenkend, entgiftend sowie
gefäßerweiternd wirken. Und eben auch gegen Krebs kämpfen sollen. Doch
die Forschung steht noch am Anfang.
Algen sind nach Ansicht der Wissenschaftler vom Leibniz-Institutes für
Pflanzenbiochemie (IPB) in vielfacher Hinsicht lohnenswerte Objekte für
die Suche nach neuen Ressourcen zur Gewinnung von Biomasse, Energie und
bioaktiven Naturstoffen. Sie können unabhängig von Umwelteinflüssen und
unter bestimmten Bedingungen in Bioreaktoren kultiviert werden. Dort
wachsen sie das ganze Jahr über und - je nach Art - bis zu zwanzigmal
schneller als Landpflanzen. Darüberhinaus produzieren sie eine enorme
Vielfalt an biologisch wirksamen Sekundärstoffen, die andere Lebewesen
nur in geringer Menge oder gar nicht herstellen. Bisher fand man
Substanzen in Algen, die entweder das Zellwachstum hemmen
(Antikrebswirkung), die Bakterien, Viren oder Pilze abtöten oder
Entzündungen heilen. Im Gegensatz zu den gut untersuchten landbewohnenden Organismen ist der Se- kundärstoffwechsel der Algen noch weitgehend unerforscht. Von den geschätzten 280.000 Algenarten unseres Planeten sind bisher nur 40.000 bekannt und davon nur wenige hundert phytochemisch charakterisiert. Dennoch kennt man schon jetzt rund 70 Substanzen aus Algen, die Krebszellen abtöten können. Einige von ihnen sind bereits in der klinischen Testphase. Die Suche nach neuen Wirkstoffen in dieser aquatischen Organismengruppe könnte sich als aussichtsreich erweisen. Die Wissenschaftler wollen aus der Mikroalge Eustigmatos Substanzen
isolieren, die zur Gruppe der Lipopeptide gehören. Das sind sehr
kleine, fettlösliche und oft ringförmige Eiweißmoleküle, unter denen
man Wirkstoffkandidaten gegen Krebs oder bakterielle
Infektionskrankheiten erwartet. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich unter diesen synthetisch
hergestellten, naturähnlichen Stoffen aktivere Varianten mit einem
besseren pharmakologischen Profil finden, als es bei den
ursprünglichen, aus den Algen stammenden Wirkstoffen der Fall ist. Mit
diesem Versuchsansatz ist es demnach möglich, evolutionäre Prozesse im
Zeitraffer und im Reagenzglas nachzuahmen. Erste experimentelle Befunde
sprechen für den Erfolg der kombinatorischen Chemie. Dass Algen möglicherweise Krebs bekämpfen, zeigt ein Blick nach Japna.
Einige Wissenschaftler führen die geringe Brustkrebsrate der
Japanerinnen auf deren hohe Jodzufuhr durch Fisch und Algen zurück.
Schon 1983 stellte Jane Teas eine mögliche brustkrebsverhütende Wirkung durch häufigen Verzehr der
Laminaria-Braunalgen fest. Als mögliche krebsvorbeugende Wirkungen
macht sie den positiven Einfluss auf Darmflora und Immunsystem durch
den Gehalt an Ballaststoffen, 1-3 ß-Glucan und antibiotisch wirksame
Substanzen verantwortlich. Zu den Pflanzeninhaltsstoffen der Algen mit pharmakologischen Wirkungen zählen zum Beispiel Algenfarbstoffe (Chlorophyll und Carotinoide), Gerüstsubstanzen (Polysaccharide wie Alginsäure, Fucoidan und Laminarin, Pektin, Schleimstoffe, Galaktane), Sterole (Fucosterol) und Polyphenole (Phlorotannine). Beispiel Fucoidane: In Studien wurden antitumorale, antivirale, antibakterielle, antioxidative, immunotrope und antikoagulierende Eigenschaften
entdeckt. Fucoidane können in Zukunft möglicherweise zur Behandlung von
Herpes (HSV1) und HIV-Erkrankungen, Helicobacter pylori-Infektionen und
zur dermalen Wundheilung eingesetzt werden. WANC 02.06.10, Quelle: Leibniz-Institutes für Pflanzenbiochemie, Umwelt & Gesundheit





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/02_06_krebs_algen.php
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