Neurotensin: Das gefährliche Hormon

Es gibt ein Hormon, das im Körper bei Schmerz und Verdauung eine Rolle spielt. Dieses Hormon, Neurotensin, hat aber auch mit dem Sättigungsgefühl etwas zu tun. Nun haben schwedische Wissenschaftler heraus gefunden, dass Neurotensin ein gefährliches Hormon sein kann. Je nachdem, wie viel davon im Körper angesammelt ist, kann es insbesondere bei Frauen zu Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Brustkrebs führen.

Die Wissenschaftler der Universität Lund haben 4632 Menschen zwischen 1991 und 1994 untersucht und dann bis 2009 beobachtet. Sie stellten dabei fest, dass ein erhöhter Neurotensinspiegel das Risiko für Diabetes um 28%, für eine Herzerkrankung um 17% und das Risiko an einem Herz-Kreislauf-Versagen zu sterben um 29% erhöhte. Das galt für die gesamte Gruppe. Die Auswertung nur der Daten von Frauen zeigte viel höhere Risiken. So führten hohe Neurotensinspiegel bei Frauen zu einem um 41% erhöhten Diabetesrisiko, einem um 33% erhöhten Herzrisiko, zu einem um 44% erhöhten Brustkrebsrisiko und ein um 50% erhöhtes Risiko an einem Herz-Kreislauf-Versagen zu sterben.

Von diesem klaren Zusammenhang zwischen der Konzentration von Neurotensin und seinen Auswirkungen auf die Gesundheit vor allem bei Frauen waren die Wissenschaftler überrascht. Obwohl Neurotensin mit Sättigungsprozessen etwas zu tun hat und damit auch mit Übergewicht, das als Risikofaktor für alle genannten Krankheiten gilt, müsse doch mehr dahinter stecken, vermutet Professor Olle Malender, der die Untersuchung durchgeführt hat. Er schlägt vor, die Konzentration von Neurotensin im Bluttest als einen Wert zu ermitteln, um möglich Risiko für derartige Krankheiten besser vorhersagen und abschätzen zu können. Sie ordnen Neurotensin aber auch als ein Therapieziel ein, das direkt behandelt werden sollte. In ihren Studien haben sie nämlich fest gestellt, dass beispielsweise ein fettarme Diät die Produktion von Neurotensin reduzieren kann.

Berliner Ärzteblatt 11.10.2012/ Quelle: JAMA. 2012;308(14):1469-1475. doi:10.1001/jama.2012.12998





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/neurotensin_11_10_12.php
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