Schwangere
Wenn Frauen mit einem Überschuss an männlichen Hormonen abnehmen, dann werden sie leichter schwanger (Foto: BBC)
> Unfruchtbar: Abnehmen hilft Frauen mit Hormonstörung

Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS)
ist die häufigste hormonelle Störung von Frauen im
gebärfähigen Alter. Die Betroffenen sind aufgrund eines
Überschusses männlicher Hormone meist unfruchtbar. Für
die meisten Patientinnen ist ein erster und sehr wirksamer Schritt zu
Fruchtbarkeit, Gewicht zu verlieren.


Bei jeder 10. bis 20. Frau
zwischen 20 und 50 Jahren sind die Eierstöcke mit
zunehmendem Alter von Zysten durchsetzt. Eisprünge erfolgen
unregelmäßig oder gar nicht. Frauen mit PCOS leiden zudem
häufig unter Akne und sind am Körper stark behaart, während
das Kopfhaar ausfällt – alles Zeichen für ein Zuviel an
männlichen Hormonen. „Frauen mit polyzystischen Ovarien
produzieren zu viele Androgene, aber vor allem auch zu viel Insulin“,
sagt Professor Dr. Harald Klein, Mediensprecher der Deutschen
Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und Diabetesexperte von
der Universitätsklinik Bergmannsheil in Bochum.



Bei Gesunden senkt Insulin effektiv den
Blutzuckerspiegel. Bei Frauen mit PCOS ist es dagegen weniger
wirksam. Aufgrund dieser „Insulinresistenz“ produziert der Körper
immer mehr davon. Der hohe Insulinspiegel begünstigt wiederum
Übergewicht und stört den Hormonhaushalt.



Nach Ansicht von Professor Dr. Hendrik
Lehnert, Direktor der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein in Lübeck, muss hier die Therapie ansetzen:
“Allein eine Gewichtsabnahme um fünf Prozent verringert die
Symptome beim PCO-Syndrom erheblich.“ Denn dadurch verbessere sich
die Wirkung des Insulins. „Die Frauen fühlen sich nicht nur
besser, auch die Chancen auf einen normalen Eisprung und eine
Schwangerschaft steigen.“ Das Risiko für
Schwangerschaftsdiabetes und Fehlgeburten sinke.



Ärzte verstärken die Wirkung
von Insulin bei Frauen mit PCOS inzwischen auch medikamentös.
Bewährt hat sich der Einsatz neuerer Antidiabetika wie Metformin
oder – in besonderen Fällen – auch einem Glitazon. Diese
Wirkstoffe helfen auch dann, wenn kein Diabetes besteht: „Diese
Medikation kann bei den betroffenen Frauen die Zahl der Eisprünge
um das fünf- bis zehnfache steigern“, betont Lehnert.



Häufig würden sich auch die
durch die Androgene hervorgerufenen Störungen bessern.
Allerdings: Die genannten Medikamente sind nicht für die
Behandlung des PCOS zugelassen. Ihr Einsatz bei dessen Behandlung
erfolgt deswegen „off label“ und erfordert unter anderem eine
ausführliche ärztliche Aufklärung über mögliche
Risiken und eine Einverständniserklärung der Patientin,
erklärt die DGE.



Das hormonelle Durcheinander des PCOS
schädigt langfristig auch Herz und Gefäße:
“Untersuchungen zeigen, dass Frauen mit PCO-Syndrom durch eine
Atherosklerose erheblich gefährdet sind“, weiß Klein.
Denn Blutdruck und Cholesterinwerte seien bei vielen Patientinnen
erhöht, die Wände der Gefäße verdickt. Klein:
„Wir haben allen Grund zu befürchten, dass dies tödliche
Herzkreislauferkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall
begünstigt und fordern deshalb, unbedingt frühzeitig
einzugreifen.“ Eine Behandlung des PCOS schütze laut DGE
deshalb auch vor deren Folgeschäden.



WANC 20.12.2007 Quelle: H. Lehnert: Endokrinologie
2007; Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007; 132: 1420-1423

 
 
 
 
 
 
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