Rheuma: Frauen häufiger betroffen, aber schlechter versorgt

Frauen erkranken
häufiger an Rheumatoider Arthritis (RA) als Männer. Die
Krankheit verläuft bei ihnen zudem eher schwerer. Trotzdem
erreichen sie später die spezialisierte rheumatologische
Versorgung als Männer.


Die Rheumatoide Arthritis
(RA) ist die häufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung
und betrifft knapp ein Prozent der Bevölkerung. Typische
Symptome sind Schmerzen und Schwellungen der Fingergelenke. Im
weiteren Verlauf befällt die Krankheit weitere Gelenke und
mitunter auch innere Organe. Frauen erkranken etwa dreimal häufiger
als Männer. Die Erkrankung beginnt meist im Alter von 50 bis 70
Jahren. Aber auch junge Menschen können daran erkranken: Etwa 15
Prozent vor dem 40. Lebensjahr. Unter diesen jungen Erkrankten sind
Frauen viermal häufiger vertreten als Männer. Nach den
Daten des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums leiden Frauen stärker
unter Schmerzen und Funktionseinschränkungen und schätzen
ihren Gesundheitszustand deutlich schlechter ein als Männer.
Trotzdem werden sie zurückhaltender medikamentös behandelt
- möglicherweise aus größerer Sorge vor
Nebenwirkungen.



Ursache einer Rheumatoiden
Arthritis sind vermutlich fehlgeleitete Zellen des Immunsystems. Sie
greifen gesunde Körperzellen in den Gelenken an und setzen so
Entzündungsprozesse in Gang. Bei Frauen funktioniert das
Immunsystem jedoch anders als bei Männern. So fällt zum
Beispiel die Antwort der körpereigenen Abwehr auf einen äußeren
Reiz bei ihnen grundsätzlich stärker aus. Einen weiteren
Ansatz sehen Wissenschaftler im unterschiedlichen Hormonstatus der
Geschlechter. "Es gibt eine Vielzahl von Hinweisen, dass
weibliche Hormone Autoimmunkrankheiten fördern", erläutert
Privatdozentin Dr. med. Gabriela Riemekasten von der Klinik für
Rheumatologie und klinische Immunologie der Berliner Charité,
Campus Mitte. Östrogene haben Studien zufolge einen eher
ungünstigen Einfluss auf die Rheumatoide Arthritis.



Wissenschaftler entdeckten
jedoch auch, dass sich weibliche Hormone - auch Östrogene -
positiv auf die Erkrankung auswirken können. Frauen, die
hormonell verhütet haben, erkranken zum Beispiel halb so oft an
einer RA wie Frauen, die nicht die "Pille" eingenommen
haben. Auch eine Östrogentherapie in den Wechseljahren führte
bei RA-Patientinnen zu weniger Schmerzen, geringeren
Entzündungsparametern und einem besseren Lebensgefühl. Das
männliche Geschlechtshormon Testosteron beeinflusst ebenfalls
den Verlauf der RA. "Wahrscheinlich ist eine Autoimmunität
wie bei der Rheumatoiden Arthritis jedoch nicht auf die Störung
eines einzelnen Hormons, sondern auf eine Dysbalance verschiedener
Hormone zurückzuführen", erläutert die
Rheumatologin Riemekasten.



"Medikamentenstudien
bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis weisen leider selten
die Ergebnisse von Männern und Frauen getrennt aus",
bedauert Professor Dr. med. Angela Zink vom Forschungsbereich
Epidemiologie am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) in Berlin.
Eine für geschlechtsspezifische Unterschiede sensible
medizinische Versorgung sei jedoch geeignet, Über-, Unter- und
Fehlversorgung zu verringern.



WANC 20.10.06





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/20_10_frauen_rheuma.php
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