Osteoporose: Schlanke Frauen besonders gefährdet

Experten apellieren: Informieren Sie sich über Ihr Risiko, an Osteoporose zu erkranken und beugen Sie frühzeitig der Krankheit vor. Besonders gefährdet sind sehr schlanke, feingliedrige Frauen. Eine Umfrage der Internationalen Osteoporose-Stiftung fand heraus, dass Betroffene sich des Risikos kaum bewußt sind.

Von Konfektionsgröße 36 träumen viele Frauen. Leider können´sie nur wenige wirklich tragen und sind dann zu Recht stolz auf ihre Figur. Dass sich aber hinter ihrer schlanken Statur auch ein Risiko verbergen kann, ahnen viele nicht: Jede zweite Frau glaubt nicht, dass auch ihr Körper eines Tages durch Osteoporose ruiniert werden könnte. Diese bedenkliche Wissenslücke förderte jetzt eine aktuelle Studie zutage.

Die typischen Merkmale des Knochenschwunds sind Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule und eine buckelartige Verkrümmung der Brustwirbelsäule, die mit einem vorgewölbten Bauch und tannenbaumartigen Falten am Rücken einhergeht. Durch ein Zusammensacken der Wirbelkörper kann die Körpergröße um vier bis sieben oder sogar mehr Zentimeter abnehmen.

Besonders gefährdet sind vor allem sehr schlanke Frauen oder diejenigen, die im letzten Jahr mehr als zweimal gestürzt sind oder bei denen sich seit den Wechseljahren ein Bruch ohne dazu passenden Anlass ereignet hat. Auch akut auftretende, starke Rückenschmerzen stellen einen starken Risikofaktor dar.

Wie gut wissen aber die Frauen selbst Bescheid über ihr persönliches Osteoporose-Risiko? Die Internationale Osteoporose-Stiftung (IOF) und das Europäische Institut für Frauengesundheit (EIWH) befragten dazu 1.683 Frauen in neun europäischen Ländern, darunter 199 Frauen aus Deutschland. Da das Risiko des Knochenschwunds vom 50. Geburtstag an rapide wächst, richtete sich die Studie an Frauen zwischen 50 und 74 Jahren.

Die Ergebnisse der Untersuchung fielen höchst widersprüchlich aus. Positiv ist: Der Lebensstil der heutigen Frauengeneration ist auch mit "50 plus" wesentlich mehr von Aktivität und Selbstständigkeit geprägt als das Leben ihrer Mütter. 56 Prozent der befragten Frauen waren entweder noch berufstätig oder in Familie und Haushalt aktiv. 42 Prozent gaben an, sich mindestens dreimal in der Woche sportlich zu betätigen. Mit gesunder Ernährung und körperlicher Aktivität wird für Fitness und gutes Aussehen gesorgt.

Doch die gleichen modernen und aktiven Frauen offenbarten erschreckende Wissenslücken über die Gefahr, die gerade in ihrem Alter immer größer wird. Die meisten haben zwar Angst um ihre Figur und fürchten den berüchtigten "Witwenbuckel" viel mehr als alle anderen Zeichen des Älterwerdens wie z. B. Falten oder Altersflecken. Der wahre Grund für den gekrümmten Rücken älterer Frauen scheint jedoch vielen nicht bekannt zu sein: Nur jede zehnte Befragte wusste, dass gesunde Knochen mit die wichtigste Voraussetzung für eine straffe, gerade Haltung sind.

Auch das wahre Ausmaß des Risikos war vielen Frauen unbekannt: Lediglich 28 Prozent wussten, dass ein durch Osteoporose bedingter Knochenbruch häufig eine bleibende Behinderung nach sich zieht. Dass die Krankheit sogar zum Tod führen kann, machten sich nur zwei Prozent klar.

Hatte bereits ihre Mutter unter Knochenschwund gelitten, waren sich immerhin 87 Prozent der Frauen ihres eigenen Risikos bewusst. Doch obwohl ein Viertel dieser Frauen im Laufe der letzten fünf Jahre deutlich kleiner geworden war (eine Größenabnahme von mehr als 4 cm gilt als eines der alarmierenden frühen Symptome der Osteoporose), wurde nur bei jeder Zweiten von ihnen eine Knochendichtemessung durchgeführt.

Mängel ergab die Studie allerdings auch in der ärztlichen Betreuung der Frauen. Obwohl jede zehnte der Befragten seit ihrem 50. Geburtstag mindestens einmal einen Knochenbruch erlitten hat, wurde selbst nach mehreren Brüchen nur ein Viertel von ihnen mit einem Medikament gegen Osteoporose versorgt. Dabei stehen heute effektive Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Um ihr Osteoporose-Risiko zu erkennen, sollten Frauen Gewicht und
Körpergröße und weitere Risikofaktoren regelmäßig vom Arzt kontrollieren und bei Verdacht auf Osteoporose eine Knochendichtemessung vornehmen lassen, empfiehlt die Internationale Osteoporose-Stiftung. Stellt IOF-Vorstandsmitglied Professor Dr. Helmut Minne (Bad Pyrmont) zu den Ergebnissen der Studie fest: "Sie zeigt uns, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben, um insbesondere Frauen nach den Wechseljahren aufzuklären und zu motivieren, damit sie der Gefahr von Osteoporose vorbeugen oder ihr Risiko wenigstens vermindern. Gleichzeitig sehen wir auch eine große
Herausforderung an die Ärzte, Osteoporose besser zu diagnostizieren
und zu behandeln".

WANC 17.01.05





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/17_01_osteoporose.php
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