Chlamydien sind bei Frauen häufiger als bislang angenommen die Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit. Der Gynäkologe Petersen schätzt, dass bundesweit etwa 100.000 Frauen aufgrund einer Chlamydieninfektion keine Kinder bekommen können. Chlamydien werden durch Geschlechtsverkehr, sehr viel seltener durch Schmierinfektion (Kontaktinfektion) übertragen, deshalb können sich auch Kinder bei der Geburt infizieren. Fast 90 Prozent der Frauen und Männer haben nach der Infektion mit Chlamydien nur geringfügige oder gar keine Beschwerden. Folgende Symptome können Hinweis auf eine Infektion sein: Die Chlamydien wandern langsam vom Muttermund über die Gebärmutterschleimhaut bis in die Eileiter, wo sie bei etwa 40 Prozent der infizierten Frauen nachgewiesen werden können. Hier richten sie erhebliche Schäden an: Als Folge einer Eileiterentzündung entstehen Vernarbungen und der Eileiter ist nicht mehr durchgängig. Die Konsequenzen: Sterilität und Eileiterschwangerschaften. Bei bestehender Sterilität gibt es nur noch mit Hilfe der modernen Fortpflanzungsmedizin Hoffnung auf ein eigenes Kind. "Wichtig ist vor allem, dass bei Paaren beide Partner untersucht und behandelt werden", betont Petersen. "Die frühzeitige Diagnose ist mittels innovativer Testmethoden möglich und könnte helfen, Folgekrankheiten und somit auch Folgekosten zu vermeiden bzw. zu reduzieren". Petersen rät besonders Frauen zwischen 15 und 25 Jahren sowie 20- bis 30-jährigen Männern insbesondere bei Partnerwechsel, sich mindestens einmal im Jahr untersuchen zu lassen. Wird eine Infektion erkannt, ist eine mindestens zehntägige Antibiotikabehandlung (mit Doxicyclin, in der Schwangerschaft mit Makroliden oder Amoxicillin) auch in der Schwangerschaft unumgänglich. WANC 16.01.05/dgk
Nach Untersuchungen der Universitätsfrauenklinik in Freiburg sind in Deutschland etwa 1,1 Million Menschen mit Chlamydia trachomatis (Ct) infiziert. Die Infektion ist damit 50 bis 100 Mal häufiger als der Tripper. Meist sind die Infektionen symptomlos oder -arm, jedoch deshalb keineswegs harmlos. Aus diesem Grund kommt der rechtzeitigen Früherkennung eine besondere Bedeutung zu, betont Professor Dr. Eiko Petersen, Leiter der Sektion "Gynäkologische Infektiologie" der Universitätsfrauenklinik Freiburg.
Aber auch während einer Schwangerschaft ist die Infektion mit Chlamydien gefährlich. Denn bei Schwangeren ist zusätzlich das Baby gefährdet: Die Erreger werden in etwa 40 Prozent auf die Augen des Neugeborenen übertragen, wo sie eine Entzündung (Konjunktivitis) verursachen. Seltener sind eine Lungenentzündung oder eine chronische Genitalinfektion.
Eine rechtzeitig behandelte Chlamydieninfektion zieht in der Regel keine Folgeschäden nach sich. Seit 1995 gibt es deshalb für alle Schwangeren einen Chlamydienvorsorgetest. Die Ergebnisse sind allerdings mehr als unsicher, da in der Regel billige Schnelltests zum Einsatz kommen. Besser und zuverlässiger sind die so genannten PCR-Tests. Diese innovativen Testverfahren, die auf dem so genannten Genamplifikationsverfahren beruhen, sind in Deutschland jedoch im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge nicht zugelassen, da sie anfänglich deutlich teurer waren. Deshalb werden bis heute nicht von den Krankenkassen bezahlt.
Die Therapie kann aber nur erfolgreich sein, wenn der Sexualpartner der Patientin mitbehandelt wird. Petting schützt nicht vor der Übertragung von Chlamydien, da sie auch im äußeren Genitalbereich vorkommen können. Der beste Schutz sind immer noch Kondome.