EKG
Tako-Tsubo: Das EKG ist nur schwer von dem eines Herzinfarktes zu unterscheiden
> Tako-Tsubo: Das Syndrom des gebrochenen Herzens

An gebrochenem Herzen sterben.
Eigentlich ist das nur eine Redewendung. Doch sie hat anscheinend
ihre Berechtigung. Denn es gibt in der Medizin durchaus schwere
Funktionsstörungen des Herzens, die durch Stresshormone
ausgelöst wurden. Der Fachbegriff dafür lautet Tako-Tsubo.


Tako-Tsubo wird durch extreme
emotionale Ereignisse ausgelöst, berichtet Dr. Birke Schneider
von den Sana-Kliniken in Lübeck. Der plötzliche Tod eines
nahen Angehörigen, ein schwerer Unfall, heftige Partnerkonflikte
setzten im Körper massiv Stresshormone frei. Die Konzentration
im Blut könne bis zum Sechsfachen des Normalwertes ansteigen,
erläutert die Kardiologin: Vor allem bei älteren Frauen
kann dann die Belastung für das Herz zu groß werden. Es
kommt zu heftigen Brustschmerzen wie bei einem Herzinfarkt.



Selbst für Ärzte ist es
bisher kaum möglich, beide Erkrankungen voneinander zu
unterscheiden. Dabei kommt es beim Tako-Tsubo anders als beim
Herzinfarkt nicht zum massiven Untergang von Herzmuskelzellen. Die
Expertin erklärt, dass die Herzkranzgefäße häufig
unauffällig bleiben und sich das Herz vollständig erholen
kann.



Dennoch wird die Diagnose oft erst bei
der Herzkatheteruntersuchung gestellt, sagt Schneider. Dort erkennen
die Ärzte die für die Erkrankung typische Verkrampfung des
Herzmuskels. Die linke Herzkammer nimmt die Form eines Kruges mit
kurzem Hals an, ähnlich einer in Japan verwendeten
Tintenfischfalle mit der Bezeichnung Tako-Tsubo. Daher die
Bezeichnung der Erkrankung.



An der Lübecker Klinik wurde die
Stress-Kardiomyopathie, wie Mediziner die Erkrankung nennen, in den
letzten sechseinhalb Jahren bei insgesamt 29 Frauen und vier
Männern diagnostiziert. Die Patienten waren zwischen 68 und
80 Jahre alt und alle hatten einen schweren Psycho-Schock
erlebt.



Ein Team um Schneider hat jetzt die
Herzstromkurven der Patienten ausgewertet. Es ist dabei auf
Veränderungen gestoßen, die eine Unterscheidung vom
Herzinfarkt möglich machen könnten. Eine komplizierte
Formel soll die Diagnose künftig erleichtern. Der Herzkatheter
bleibt den Patienten dennoch nicht erspart. Die Beschwerden sind so
eindrücklich, dass die Mediziner sich vorsichtshalber nicht
allein auf die EKG-Analyse verlassen mögen.



WANC 08.05.08 Quelle: K. Peters, J. Stein, B.
Schneider: EKG-Veränderungen beim akuten Koronarsyndrom: "Apical
ballooning" versus Vorderwandinfarkt. DMW Deutsche Medizinische
Wochenschrift 2008; 133 (16): S. 823-828

 
 
 
 
 
 
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