Körper
Gebärmutterhalskrebs: Pro Jahr in Deutschland mehr als 6.500 Neuerkrankungen
> Gebärmutterhalskrebs: Neuer Test identifiziert Hochrisiko-Viren

Gebärmutterhalskrebs
(Zervixkarzinom) ist weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung bei
Frauen. Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums haben ein
Nachweisverfahren für Humane Papillomaviren (HPV) entwickelt, mit dem
sie innerhalb sehr kurzer Zeit und mit großer Zuverlässigkeit
Hochrisiko-Viren identifizieren können, die Gebärmutterhalskrebs
auslösen.


Wichtigster Risikofaktor für
Gebärmutterhalskrebs ist die Infektion mit Humanen Papillomviren. Doch
nicht alle Virustypen stellen eine gesundheitliche Bedrohung dar. Man
unterscheidet zwischen Hochrisiko-Viren und harmloseren Verwandten. Es
existieren bereits Nachweisverfahren, mit denen prinzipiell eine
präzise Typisierung des Erregers vorgenommen werden kann. Allerdings
eignen sich bisherige Methoden nur bedingt für den Einsatz in großem
Maßstab. Hinzukommt, dass eine Mehrfachinfektion mit verschiedenen
Virustypen nicht eindeutig festgestellt werden kann.



Eine viel
versprechende Alternative bietet der Ansatz von Markus Schmitt und
seinen Kollegen: Sie isolieren für ihr Testverfahren zunächst das
Viruserbgut aus einer Gewebeprobe, vervielfältigen und markieren es.
Das angereicherte DNS-Material wird anschließend mit unterschiedlichen
Sonden vermischt, d. h. kleinen DNS-Abschnitten, die jeweils
charakteristisch für einen ganz bestimmten Virus-Typ sind.



Handelt
es sich bei der untersuchten Virus-DNS und der Sonde um identische
DNS-Sequenzen, lagern sie sich aneinander an. Die Sonde fischt quasi
die unbekannte DNS aus dem Gemisch heraus, man spricht von
Hybridisierung. Die Sonden wiederum sind an winzige, unterschiedlich
gefärbte Kunststoffkügelchen gekoppelt, wobei jede Sondenart an
Kügelchen mit der gleichen Farbe hängt. In einem Lese-Gerät wird die
Menge hybridisierter Virus-DNS auf den Kügelchen gemessen. Die
Kügelchen verraten dabei durch ihre charakteristische Farbe, welche
Virus-DNS in der Probe vorhanden war.



Schmitt und seine
Kollegen entwickelten 22 hochempfindliche Sonden, die sogar eine
Unterscheidung von HPV-Typen ermöglichen, deren Erbgut nur sehr
geringfügig voneinander abweicht. Eine "Universal"-Sonde erlaubt zudem
den Nachweis bislang unbekannter HPV-Typen. Die Wissenschaftler fanden
heraus, dass die Typisierung den bisherigen, aufwändigeren
Untersuchungen in nichts nachsteht. Sie ist sogar noch empfindlicher
(mindestens sechs verschiedene Virustypen können in einer Probe
ermittelt werden) und wenig fehleranfällig (die Ergebnisse sind
jederzeit reproduzierbar) - beste Voraussetzungen also, um den Test als
Hochdurchsatzverfahren einzusetzen.



Das angereicherte
DNS-Material aus 500 Gewebeproben lässt sich auf bis zu 100 HPV-Typen
untersuchen - und das innerhalb eines Tages. Da sich der Test mit
relativ geringem Aufwand kostengünstig durchführen lässt, eignet er
sich für den Einsatz in groß angelegten Bevölkerungsstudien, die
Verbreitung, Vielfalt und Infektionsverhalten der Krebs auslösenden
Viren untersuchen.



Zudem kann das Nachweisverfahren in
klinischen Untersuchungen dazu beitragen, die Wirksamkeit einer Impfung
gegen das Virus besser zu beurteilen. Nicht zuletzt wäre die
Virustypisierung eine sinnvolle Ergänzung in der Routinediagnostik: Vor
allem Frauen mit chronischer Infektion durch Hochrisiko-Viren könnten
von einer Kombination aus dem neuen HPV-Test und dem
Pap-Gewebeabstrich, der zu den gesetzlichen
Krebsfrüherkennungsmaßnahmen zählt, profitieren.



Gebärmutterhalskrebs
(Zervixkarzinom) ist weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung bei
Frauen. Für das Jahr 2002 wurden 493.000 neue Fälle geschätzt, und mehr
als 273.000 Frauen sind im selben Jahr daran gestorben (International
Agency for Research on Cancer). In Deutschland gibt es nach Schätzungen
des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2000 pro Jahr etwas mehr als
6.500 Neuerkrankungen. Der Tumor entwickelt sich in der Regel langsam;
etwa in der Hälfte der Fälle werden Vorläuferstadien diagnostiziert.
Rechtzeitig erkannt, lässt sich das Zervixkarzinom problemlos behandeln
und heilen.



WANC 07.02.06/idw

 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS