Die Ankurbelung der körperlichen Aktivität durch Schrittzähler ist einer neuen Studie zur Folge fraglich, bei Herzinfarkt-Patienten scheint es dagegen zu funktionieren (Foto: Fitbit/facebook)
Die Ankurbelung der körperlichen Aktivität durch Schrittzähler ist einer neuen Studie zur Folge fraglich, bei Herzinfarkt-Patienten scheint es dagegen zu funktionieren (Foto: Fitbit/facebook)
> Schrittzähler machen nicht aktiver

Die IKK gesund plus weiß es ganz genau: "Bereits ein paar Schritte mehr am Tag kommen Ihrer Gesundheit erheblich zugute." Die Krankenkasse räumt allerdings ein, dass es wohl oft schwer falle, ausreichend Bewegung in den Alltag einzubauen. Deshalb der Tipp der IKK: "Ein Schrittzähler unterstützt und motiviert." Ob das so stimmt, daran darf man zweifeln. Denn eine Studie hat nun fest gestellt, dass ein Schrittzähler anscheinend nicht genügend Motivation liefert, um das Bewegungspensum so zu erhöhen, dass es wirklich der Gesundheit nutzt.


Es gibt Faustregeln. EIne lautet, täglich 10.000 Schritte zu tun, um gesund zu bleiben. 10.000 Schritte - das entspricht etwa fünf Kilometern. Um das Erreichen dieses Zieles besser im Blick zu behalten, sollen Schrittzähler helfen. Und zusätzliche Motivation und Ansporn liefern, sich wirklich so viel zu bewegen.


Mediziner der Universtität von North Carolina haben 800 Mitarbeiter von 13 Firmen und Organisationen in Singapur insgesamt ein Jahr überwacht. Die Leute befanden sich im Alter zwischen 21 und 65 Jahren. Sie wurden in vier Gruppen eingeteilt: eine erhielt regelmäßig ein vom Computer erstelltes Trainingsprogramm und -informationen (Kontrollgruppe), eine einen Schrittzähler (Fitbit) und die beiden anderen einen Schrittzähler zusätzlich mit einem Incentive, entweder bekam man einen bestimmten Geldbetrag wenn man das Ziel von wöchentlich 70000 Schritten oder man konnte eine Geldsumme an eine Wohltätigkeitsorganisation spenden.


Nach sechs Monaten hatte die Gruppe mit dem Schrittzähler im Vergleich zu der Kontrollgruppe ihre Trainingsaktivität um 16 Minuten pro Woche und nach zwölf Monaten um 37 Minuten pro Woche erhöht. Die Gruppe mit dem Bargeld-Anreiz trainierte nach sechs Monaten 29 Minuten mehr und nach zwölf Monaten 23 Minuten weniger, reduzierte das Training also wieder auf das Anfangsniveau. Die Gruppe mit der Geldspende hatte ihre Bewegungsaktivität nach sechs Monaten um 21 Minuten pro Woche und nach zwölf Monaten um 32 Minuten pro Woche erhöht.


Die Mediziner bewerten diese Ergebnisse so, dass der Unterschied in der Trainingsaktivität mit oder ohne Schrittzähler kaum der Rede wert sind - oder wie es wissenschaftlich ausgedrückt heißt: nicht signifikant. Ohne ein Anreizsystem hätte es überhaupt keine Verbesserung in der Bewegung gegeben, meinen die Wissenschaftler und stellen deshalb den Wert solcher Schrittzähler in Frage. 


Was die gesundheitlichen Auswirkungen betraf, konnten die Mediziner auch keinen Vorteil für die Schrittzähler oder acitivity tracker erkennen. In Bezug auf Gewicht, Blutdruck und andere Werte gab es keine Verbesserungen.


Etwas anders könnte das vielleicht bei Herzinfarkt-Patienten aussehen. DieDeutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) hat im März dieses Jahres Daten vorgelegt, die darauf hindeuten, dass Schrittzähler in Kombination mit einer Online-Dokumentation der absolvierten Schrittzahlen hilfreiche Instrumente in der Sekundärprävention nach Myokardinfarkt sein können, um Patienten langfristig zu körperlicher Aktivität zu motivieren. 


Demnach lag der Anteil der Patienten, die den Schrittzähler regelmäßig nutzten und die Daten online dokumentierten, bei 75 Prozent der 122 untersuchten Patienten. Die Zahl der Online-Dokumentationen pro Patient und Monat nahm im zeitlichen Verlauf sogar zu. Patienten, die mindestens sechs Monate lang ihre Schrittzahlen dokumentierten, steigerten ihre täglichen Schrittzahlen von 7.453 auf 9.044 Schritte. Die körperliche Aktivität nahm mit zunehmendem zeitlichen Abstand vom Myokardinfarkt auch nicht wieder ab. Eine Erhöhung der Schrittzahlen um mindestens 30 Prozent bedeutete eine stärkere Verbesserung der klinischen Parameter LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin und Body Mass Index.


17.10.2016/ Quelle: The Lancet

 
 
 
 
 
 
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