Ein Marathon kann die Funktion der Niere beeinträchtigen (Foto: Stock photo)
Ein Marathon kann die Funktion der Niere beeinträchtigen (Foto: Stock photo)
> Marathon schädigt die Niere - zumindest für kurze Zeit

Am Sonntag, 7. April 2013, fand in Berlin der alljährliche Halbmarathon statt. 32.000 Läufer nahmen daran teil, die von fast 200.000 Zuschauern bejubelt wurden. Für zwei Läufer endete die Veranstaltung allerdings tragisch. Sie brachen mit Herz-Kreislauf-Problemen zusammen. Ein 25-jähriger verstarb nach der Einlieferung ins Krankenhaus, der andere musste auch wiederbelebt werden, schaffte es aber. Ist Marathonlaufen also gefährlich?

Tragische Zwischenfälle beim Marathon gibt es immer wieder. Todesfälle gab es in Berlin beim Halbmarathon bereits 2007 und 2010. Beim Berlin-Marathon starben im Jahr 2000 zwei Läufer. Mit Herzproblemen kämpfen immer wieder Teilnehmer an Marathonläufen. Zwischen 2000 und 2010 haben Kardiologen der Harvard Universität 59 Fälle von Herzstillstand bei Marathonveranstaltungen in den USA gezählt, 42 davon endeten tödlich. Allerdings: Teilgenommen haben insgesamt 11 Mio. Läufer.

Dass Menschen, die an einem Marathonlauf teilnehmen, einen plötzlichen Herztod erleiden, führt die Harvard Universität darauf zurück, dass diese Personen schon vorher - meist unerkannt - an einer krankhafter Verdickung des Herzmuskels gelitten hätten. Ansonsten sei Dauerlauf sicher. Das sagen auch andere. Das Lawrence Berkeley Laboratory in Kalifornien beispielsweise hat in einer Studie über 100.000 Läufer/innen  befragt. Durch Dauerlaufen würde es weniger Probleme mit Bluthochdruck, Diabetes und Cholesterin geben. Trainieren für und Teilnahme an Marathons liefere einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit, so das Fazit.

Ganz so einfach ist es aber nicht. In einer von der Charité – Universitätsmedizin Berlin durchgeführten Untersuchung mit 167 Teilnehmern im Alter von durchschnittlich 50,3 Jahren am Berlin Marathon stellte sich heraus, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer hatte nach der sportlichen Höchstleistung eine vorübergehend beeinträchtigte Nierenfunktion - gemessen wurde der Cyastin C Wert - aufwiesen. Bei 43% der untersuchten Marathonläufer lag die Beeinträchtigung bei mehr als 25%, bei 13% betrug sie sogar mehr als 50%. Das, so die Ärzte, entspricht den Stadien 2 und 3 einer akuten Nierenschädigung. Allerdings hatten sich nach zwei Wochen die Nierenwerte wieder normalisiert.


Eine Beeinträchtigung der Herzfunktion - also eine Störung des Herzmuskels - ließ sich im Echokardiogramm nicht feststellen. Unmittelbar nach dem Marathon wiesen allerdings jeweils mehr als ein Drittel der Untersuchten erhöhte Blutwerte von Herz-Biomarkern auf (34% erhöhtes NT-pro BNP; 37% erhöhtes cTnT).

Dass die Blutwerte von Marathonläufern nach dem Zieleinlauf Werte wie bei Herzinfarktpatienten aufweisen, hat schon eine australische Studie im Jahr 2010 heraus gefunden. Doch die Mediziner der Universität in Perth fanden daran nichts ungewöhnliches, weil das Herz bei sportlich aktiven Menschen bestimmte Stoffe freisetze. Nach einer gewissen Zeit renke sich das wieder ein.

Tatsache ist aber, dass die Belastung eines Marathons enorm ist. Deshalb mahnt der ehemalige deutsche Top-Langläufer Harald Steffny auch eindringlich, zwei Jahre zu trainieren, bis man sich an einen Marathon wagt und sich vorher vom Arzt genau untersuchen zu lassen. Es gibt Studien, die belegen, dass zu intensives Training und der Lauf eines Marathon Herz und Arterien überbelasten kann. Das könnte dann im übrigen die Herzverdickungen erklären, die manchen Langläufern das Leben kosten. Denn neben den Genen kann auch zu viel sportliche Belastung zu einer Verhärtung der Gefäßwände führen.

Berliner Ärzteblatt 08.04.2013/ Quelle: Clin Res Cardiol 2013
 
 
 
 
 
 
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