Zunehmender Schmerz durch abnehmende Temperatur, hohe Luftfeuchtigkeit und sinkenden Luftdruck(Foto: DAK/Wigger)
> Wenn das Wetter durch alle Glieder fährt

Der Einfluss des Wetters auf die Schmerzintensität und -häufigkeit bei Erkrankungen des Bewegungsapparates hat schon viele Wissenschaftler beschäftigt. Heute gilt als gesichert, dass das Wetter Rheumatiker abhängig vom Krankheitsbild und der subjektiven Wetter-Empfindlichkeit beeinflusst. Abnehmende Temperatur, hohe Luftfeuchtigkeit und sinkender Luftdruck sind die drei wichtigen Ursachen für zunehmenden Schmerz.

Eine niedrige Lufttemperatur und hohe Luftfeuchtigkeit bewirken auch bei allen Arten von Arthritis eine Zunahme der Schmerzintensität und -häufigkeit. Studien zufolge ist die Luftfeuchtigkeit der meteorologische Faktor, der am meisten mit Schmerz korreliert. Wie diese Faktoren an dem Schmerzgeschehen beteiligt sind, ist noch unklar.


Es gibt verschiedene Versuche, den Einfluss der Temperatur auf eine Verdickung der Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit) und damit eine Zunahme der Gelenksteifigkeit zu erklären. So wird beispielsweise die Abkühlung der Gelenke und in der Folge eine Aktivierung von temperaturabhängigen Schmerzrezeptoren vermutet. Möglich ist aber auch, dass sich Sehnen-, Muskel-, Knochen- und Gelenkgewebe durch Temperatur und Luftdruck unterschiedlich ausdehnen, da sie verschiedene Gewebedichten haben. Sie würden dann gegeneinander arbeiten und das könnte zu Schmerzen führen. Bei Abnahme des Luftdrucks sollen entzündete Gelenke anschwellen, was die umgebenden Nerven beeinflussen und Schmerzen hervorrufen könnte.


Dass all dies bisher nur Vermutungen sind, hat einen Grund: Die meisten Studien befassen sich mit den Schmerzen. Selten werden Funktionen wie Gelenkbeweglichkeit, Gehstrecke oder manuelle Kraft unter wetterbedingten Einflüssen untersucht. Auch Entzündungsparameter sind nur in wenigen Studien Gegenstand der Überprüfung.

Sicher ist aber trotzdem: Schmerzpatienten taugen nicht als Wetterfrösche. „Mein Rücken schmerzt heute so, bestimmt schlägt das Wetter um“ – diese Vorhersage können lediglich Arthritispatienten in Bezug auf Regen mit einer akzeptablen Treffsicherheit machen, so die Wissenschaftler.


Was können Wetterfühlige nun tun? Ein dauerhafter Klimawechsel hilft meist nicht. Es gibt zwar Hinweise, dass Temperaturen über 20 Grad Celsius und eine relative Luftfeuchtigkeit von unter 40 Prozent Schmerzen vermindern. Jedoch passt sich der Körper an das lokale Klima an, und reagiert dann weiterhin auf das aktuelle Wetter.

Einen Wechsel vom Hoch- zum Tiefdruckgebiet und Kaltwetterfronten gibt es in jeder Klimazone. Urlaub in einer Schönwetterzone kann dagegen zumindest für eine begrenzte Zeit Linderung bringen. Langfristig ist nach heutigem Wissensstand jedoch nur eine symptomatische Behandlung der Schmerzen mit Medikamenten und bewährten alternativen Therapien wirksam.


WANC 27.12.04/sra

 
 
 
 
 
 
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