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Extreme Ausdauersportarten -wie ein Marathon - belasten das Herz und können es schädigen (Foto: Stock photo)
> Ausdauersport bringt Herz aus dem Takt
Teilnehmer von Marathons und
Ultra-Marathons aber auch andere extreme Ausdauersportler haben ein
hohes Risiko für Vorhofflimmern, das ist eine Störung des Herzrhythmus.
Ärzte warnen deshalb davor, sich in Ausdauersportarten zu sehr
anszustrengen, weil das Herz darunter leidet. Auch das für einen
Marathon oder Ultra-Marathon notwendige Trainingspensum erhöhe die
Gefahr für einen Herzschaden.
Ultra-Langstrecken-Läufe können den Herzmuskel schädigen, auch bei
Spitzenathleten. Nach Ende des Laufes von mindestens 80 Kilometer durch
zum Teil hügeliges Gebiet wiesen 96 Prozent der Teilnehmer einen
starken Anstieg von Troponin I auf, einem möglichen Indikator für
Schädigungen des Herzmuskels. 12 Prozent der Teilnehmer hatten
Anzeichen einer Schädigung des Herzmuskels. 50 Prozent der EKGs zeigten
Veränderungen. Nach dem Lauf wurde eine 6prozentige Abnahme der
Herzfunktion beobachtet, „die bedeutsam sein könnte“. Untersucht hat Prof. John Somauroo, Countess of Chester Hospital,
Liverpool, dafür 45 Teilnehmer des Ultra-Marathon-Rennens „Lakeland
Race“ zwischen 24 und 62 Jahren, die bereits mehrfach an Marathons und
Ultra-Marathons teilgenommen hatten. Bei keinem war vor dem Rennen ein
Herzproblem bekannt gewesen. Ähnliche Erfahrungen haben auch andere gemacht. Laut Dr. Fabian Knebel
von der Charitè-Universitätsklinik Berlin zeigten 167 Teilnehmer des
Berlin-Marathons mit einem Durchschnittsalter von 50 Jahren nach dem
Lauf echokardiographische Veränderungen, die sich allerdings nach 14
Tagen zurückgebildet hatten. „Die Teilnahme an Ultra-Marathons ist aus medizinischer Sicht
problematisch, das dafür notwendige Trainingspensum ist über die Jahre
mit einer erhöhten Gesamtmortalität belastet“, warnt Prof. Dr. Eckart
Fleck vom Deutschen Herzzentrum, Berlin. „Wir wissen aus früheren
Untersuchungen ...... dass Marathon-Skilangläufer, aber auch andere
Ausdauersportler ein ungewöhnlich hohes Risiko für Vorhofflimmern
aufweisen. Die Häufigkeit („Prävalenz“) von Vorhofflimmern, der
häufigsten Herzrhythmusstörung, betrug bei den regelmäßig untersuchten
Athleten 12,8 Prozent. Zum Vergleich: In der Allgemeinbevölkerung sind
nur 0,5 Prozent davon betroffen, erst ab 75 Jahren steigt die Rate auf
ca.15 Prozent an.“ Krankhafte Troponin-Anstiege sind bei den Extremanstrengungen offenbar
nicht selten und sprechen wohl für Schädigungen. Kleine
Troponin-Anstiege  finden sich häufiger und sind rasch reversibel.
Als Ursache werden Membranpermeabilitäts-Störungen durch die
Anstrengung vermutet, aber es gebe aber noch keine sicheren Nachweise,
so Fleck.
 Zur Erklärung: Troponine sind Eiweiß, die sich in Muskeln – also auch
im Herzmuskel – befinden. Sie helfen den Muskeln, damit sie sich
zusammenziehen und wieder entspannen können. Wird Muskelmasse zerstört,
gelangen die Troponine ins Blut, wo sie gemessen werden können. Je nach
Menge der im Blut gefundenen Troponine können Ärzte die Schwere des
entstandenen Schadens bestimmen. Um aus medizinischer Sicht einen Marathon laufen zu können, ist im
jahrelangen Training ein Laufpensum von etwa 50 Kilometer wöchentlich
nötig, was bei einem 70 Kilo schweren Mann einem Kalorienverbrauch von
etwa 3.500 Kilokalorien pro Woche entspricht. Für einen Ultra-Marathon
sind zumindest 80 Kilometer pro Woche günstig (ca. 5.600 Kilokalorien
pro/Woche). Das optimale Trainingspensum für den Gesundheitssport liegt bei 3 x 45
bis maximal 3 x 60 Minuten aerobem Training pro Woche, das entspricht
einem Verbrauch von etwa 1.500 bis 2.100 Kilokalorien pro Woche. Fleck:
„Es sprich also vieles dafür, Sport nicht allzu drastisch zu
betreiben.“ Was ist Vorhofflimmern? Das Kompetenznetz Vorhofflimmern,
Zentrale am
Universitätsklinikum Münster, erklärt das so: „Sehr weit verbreitet ist
dagegen das Vorhofflimmern, insbesondere bei älteren Menschen.
Typisches Anzeichen dieser häufigsten Herzrhythmusstörung ist ein
völlig unregelmäßiger Puls. Viele Patienten klagen außerdem über
Symptome wie Herzstolpern, Atemnot und Angstgefühl. Oft bleibt das
Flimmern aber auch völlig unbemerkt. Vorhofflimmern ist zwar nicht
unmittelbar lebensbedrohlich, kann aber gefährliche Folgen haben.
Patienten mit Vorhofflimmern haben ein gesteigertes Embolierisiko,
insbesondere einen embolisch bedingten Schlaganfall zu erleiden.“ WANC 03.09.10, Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Europäischer Kardiologenkongress, Kompetenznetz Vorhofflimmern
 
 
 
 
 
 
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