Tuberkulose-Patientinnen
Tuberkulose-Patientinnen (Foto: WHO)
> Tuberkulose: Die Bedrohung wächst

Nach
wie vor bedroht Tuberkulose unsere Gesundheit. Alle Versuche, diese
Erkrankung zu kontrollieren und zu eliminieren, sind bisher
gescheitert. Gleichzeitig breiten sich Medikamentenresistenzen weiter
aus und noch längst nicht stehen genügend Finanzmittel
bereit, um alle notwendigen Kontrollmaßnahmen in Gang setzen zu
können.


Mit den gängigen Tests
und Medikamenten lassen sich die zunehmenden Fälle der oft
tödlich verlaufenden multi- und extremresistenten Tuberkulose
(MDR-TB und XDR-TB) nicht bekämpfen. Zu diesem Ergebnis kommt
Ärzte ohne Grenzen nach mehrjährigen Behandlungsprogrammen
in verschiedenen Ländern Asiens und Afrikas.



Jährlich gibt es nach
Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 420.000 neue Fälle
von MDR-TB. Ärzte ohne Grenzen hat seit 1999 insgesamt 570
Patienten mit dieser gegen die gängigen Tuberkulosemedikamente
resistenten Form der Krankheit in Armenien, Abchasien, Georgien,
Kambodscha, Kenia, Thailand, Uganda und Usbekistan behandelt. Nur 55
Prozent der Patienten haben die 18- bis 24-monatige Behandlung
erfolgreich abgeschlossen. Die anderen sind an den Folgen der
Krankheit gestorben, haben auf die Medikamente nicht angesprochen
oder die Behandlung wegen starker körperlicher und psychischer
Nebenwirkungen abgebrochen.



"Wenn sich Resistenzen
gegen die wichtigsten TB-Medikamente entwickeln, müssen wir auf
ältere Wirkstoffe zurückgreifen", erklärt Jessica
Adam, Ärztin der Hilfsorganisation in Usbekistan. "Das
bedeutet eine längere Behandlung, für die wir wesentlich
giftigere Medikamente einsetzen müssen. Außerdem ist die
Therapie deutlich teurer: Sie kann mehr als 11.000 Euro kosten."



Laut
der medizinischen Fachzeitschrift „Lancet“ ist bereits eine von
zehn Tuberkulose-Neuerkrankungen wenigstens einem
Tuberkulosemedikament gegenüber resistent. Darüber hinaus
bestätigen 35 Länder, darunter alle G8-Nationen, das
Auftreten der extra-resistenten Tuberkulose (XDR-TB). Hinzugekommen
ist außerdem die reelle Gefahr, dass HIV-Infektionen die rasche
Ausbreitung der medikamentenresistenten Tuberkulose zu einer globalen
Epidemie beschleunigen werden. Obwohl Morbidität durch
gleichzeitige Tuberkulose und HIV/Aids etwa elf Millionen Menschen
betrifft und im Jahr 2005 nahezu 200 000 daran starben, wurden
dieses Jahr nur 0,5 Prozent der HIV-positiven Patienten auf
Tuberkulose untersucht. Ganz grundsätzlich gelte, dass Diagnose
und Behandlung von Tuberkulose und HIV viel zu oft isoliert in
verschiedenen klinischen Einrichtungen erfolge - eine Koordination
dieser Programme sei dringendst notwendig.



Für Tido von
Schön-Angerer, Leiter der Medikamentenkampagne von Ärzte
ohne Grenzen, sind die internationalen Strategien zum Umgang mit
Tuberkulose gescheitert. "MDR-TB und die noch gefährlichere
XDR-TB, die zusätzlich zu den gängigen
Tuberkulosemedikamenten auch gegen fast alle Formen der derzeit
üblichen Antibiotika resistent ist, sind nur die Spitze des
Eisbergs", sagt er. "Wir brauchen unbedingt neue
Instrumente und zwar sofort."



Nach Untersuchungen von
Ärzte ohne Grenzen wird keiner der derzeit in Erprobung
befindlichen Wirkstoffe die Therapiemöglichkeiten in naher
Zukunft deutlich verbessern. Die zurzeit entwickelten Testverfahren
sind für die Bedingungen in ärmeren Länder nicht
geeignet. Insgesamt werden anstelle der jährlich benötigten
700 Millionen Euro derzeit weltweit nur rund 150 Millionen Euro in
Forschung und Entwicklung investiert.



Doch
das ist es nicht allein. Laut "Lancet" sind immer noch 1,1 Milliarden
US-Dollar einzulösen, um für 2007 alle
Tuberkulose-Kontrollmaßnahmen einzurichten, die in Einzelheiten
im „Global Plan To Stop TB“ beschrieben sind.



WANC 26.03.07

 
 
 
 
 
 
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