Impfung
Indien: Polio immer noch lebensbedrohend (Foto: WHO)
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Polio sollte eigentlich ausgerottet sein, spätestens bis 2006. Daraus wird wohl nichts. Im Gegenteil: Die Kinderlähmung breitet sich weiter aus. Erstmals bestehen derzeit in poliofreien Ländern mehr Erkrankungen als in Ländern mit starker Verbreitung der Erkrankung.

Ein sehr aggressives Vorgehen ist zur Ausrottung von Polio erforderlich. Zu diesem Ergebnis sind internationale Experten bei einem Treffen des Advisory Committee on Polio Eradication (ACPE) gekommen. Derzeit hoffen die Experten noch, dass die Krankheit weltweit bis Ende 2006 gebannt werden kann. Voraussetzung dafür ist, dass ein Ausbruch im nördlichen Nigeria unter Kontrolle gebracht wird. Ursprünglich sollte Polio bis Ende dieses Jahres ausgerottet sein.

Die Vernichtungskampagne wird derzeit durch einen neuen monovalenten Impfstoff verstärkt, der auf den am weitesten verbreiteten Stamm des Krankheitserregers abzielt. Dieser Impfstoff wurde in diesem Jahr innerhalb von fünf Monaten entwickelt. Zusätzlich wurden Richtlinien veröffentlicht, die beim Auftreten von Erkrankungen in poliofreien Ländern deutlich raschere Reaktionen empfehlen. In diesem Zusammenhang könnte das Auftreten einer einzelnen Erkrankung bereits als internationaler medizinischer Notfall angesehen werden. Die derzeit weltweit bestehende Situation könnte laut NewScientist anders sein, wenn in Nigeria drakonischere Maßnahmen ergriffen worden wären.

Erstmals bestehen derzeit in poliofreien Ländern mehr Erkrankungen als in Ländern wie Ägypten oder Indien wo Polio endemisch ist, erklärte Steve Cochi, der Vorsitzende von ACPE. Die meisten dieser Erkrankungen gehen auf einen Ausbruch im nördlichen Nigeria zurück, der im Oktober 2003 seinen Anfang nahm. Bis zum 4. Oktober kam es weltweit zu 1.310 Erkrankungen. Das Virus breitete sich von Nigeria aus zum Horn von Afrika, in den Mittleren Osten und bis nach Indonesien aus. Im Yemen kam es zu 470 Erkrankungen, in Indonesien zu 251. Beide Länder hatten die Krankheit zuvor schon erfolgreich ausgerottet.

Bruce Aylward, der Koordinator der Polio Eradication Initiative
der WHO betonte, dass man den gleichen Fehler wie beim letzten Ausbruch nicht noch einmal begehen werde. "Wenn man eine heiße Herdplatte berührt, verbrennt man sich beim ersten Mal. Das passiert kein zweites Mal. Ich denke, dass die gleiche Situation jetzt weltweit anders eingeschätzt werden würde." Das Komitee kam zu dem Schluss, dass die größte Poliogefahr derzeit von Nigeria ausgehe. Trotz einiger Fortschritte, seit Februar wurden aus dem Süden des Landes keine weiteren Erkrankungen gemeldet, bleibt die Lage ernst. Die Anzahl der Erkrankungen in Nigeria ist 13 Mal höher als in Indien, dem Land mit der zweithöchsten Anzahl an Betroffenen.


WANC 20.10.05/pte

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