Impfen gegen Infektionen: Vielfach nur unzureichende Impfraten
> Infektionen: Neue Erreger und alte Gefahren


SARS-Viren, HIV, Rotaviren, Ebolaviren, Helicobacter pylori, EHEC, Hepatitis C-Viren usw..: In den vergangenen Jahrzehnten ist durchschnittlich ein solcher Erreger pro Jahr neu identifiziert worden. Doch weil es immer mehr immunschwache Menschen gibt, nehmen die Gefahren zu.


Infektionskrankheiten sind mit rund fünfzehn Millionen Todesfällen weltweit eine der führenden Todesursachen. "Es ist vor allem das Handeln des Menschen, das die Ausbreitung von Infektionserregern erleichtert", meint Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts. Mittlerweile ist der Mensch in fast jeden Winkel der Erde vorgedrungen, das heißt, er kam mit vielen Spezies der Fauna und Flora erstmals in Kontakt, weltweite Reisetätigkeit verbreitet einen Erreger dann mit der Geschwindigkeit von Düsenflugzeugen. SARS ist dafür das jüngste Beispiel. Ausgehend von einem initial kleinen Infektionsherd in einer chinesischen Provinz "reiste" der Erreger in rund 30 Staaten und führte zu etwa 8.400 Infektionen und mehr als 900 Todesfällen.


Übertragbare Krankheiten sind inzwischen auch für das Krankheitsgeschehen in den Industrieländern wieder von größerer Bedeutung. So starben in Deutschland im Jahr 2001 über 31.000 Menschen an den Folgen einer Infektionskrankheit. Daher geht die Autorin des GBE-Heftes, Dr. Wiebke Hellenbrand vom Robert Koch-Institut, auf die wichtigsten der in Deutschland vorkommenden neuen und vermehrt auftretenden Infektionskrankheiten ein, darunter Tuberkulose, Legionellose, HIV/AIDS, Hepatitis B und C, Pertussis, die von Zecken übertragenen Erkrankungen Lyme-Borreliose, FSME und Ehrlichiose, lebensmittelübertragene Erkrankungen (deren Zahl mit Ausnahme der Salmonellosen zunimmt) oder importierte Erkrankungen.


Weil es immer mehr immungeschwächte Menschen gibt, steigt auch die Zahl der sogenannten opportunistischen Infektionen (die für Menschen mit normalem Immunstatus kein oder nur ein geringes Risiko darstellen). "Daher wird es immer wichtiger, dass Informationen über neue und vermehrt auftretende Infektionskrankheiten beim medizinischen Personal und auch in der Öffentlichkeit ankommen", unterstreicht Reinhard Kurth.


Um die Situation zu verbessern, fordert das RKI einen weiteren Ausbau der Prävention und Kontrolle. So müssten im Bereich der antimikrobiellen Resistenzen/nosokomialen Infektionen die Erfassung und Auswertung verbessert werden. Ärzte, Tierärzte und Landwirtschaft sollten umsichtiger mit Antibiotika umghen. Eine bessere Durchimpfungsrate würde die Krankheitslast bei Infektionskrankheiten vor allem mit chronischem Verlauf (z.B. Hepatits B) erhbeblich vermindern. Gerade die Imfpung von Jugendlichen gegen Hepaitis B, die mit Eintreten der sexuellen Aktivität ein erhöhtes Infektionsrisiko haben, werde immer noch sehr unzureichend wahr genommen.


Einen Überblick darüber und über wieder verstärkt auftretende, bereits bekannte Erreger, über Ursachen und Risiken, die aktuelle Entwicklung in Deutschland, über Folgen, Kosten, Prävention und Kontrolle gibt das neue (18.) GBE-Heft "Neu und vermehrt auftretende Infektionskrankheiten". Es kann kostenlos schriftlich angefordert werden beim Robert Koch-Institut, Gesundheitsberichterstattung, Seestraße 10, 13353 Berlin, Fax 01888 - 754-3513, E-Mail gbe@rki.de). Außerdem sind alle bislang erschienenen Themenhefte sowie weitere Informationen zur Gesundheitsberichterstattung im Internet abrufbar unter www.rki.de/GBE/GBE.HTM.


WANC 11.12.03

 
 
 
 
 
 
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