Zecke
Saugende Zecke: Überträgt neben FSME auch die Borreliose (Foto: Baxter)
> FSME: Steigende Erkrankungszahlen

Immer mehr Menschen werden
von der Zecke übertragenen FSME-Erkrankung infiziert. Die
prozentualen Steigerungsraten verschweigen jedoch, dass die Zahl der
absoluten Erkrankungen noch relativ gering sind. Organisationen
fordern dennoch, dass sich jeder vorsorglich impfen lässt.


Jetzt schlägt die
ISW-TBE (International Scientific Working Group on Tick-Borne
Encephalitis) Alarm: FSME
habe in den letzten 30 Jahren in Europa an Bedeutung zugenommen. In
allen europäischen Ländern mit FSME-Risiko wären die
Erkrankungsfälle um durchschnittlich 400 Prozent gestiegen. Die
Risikogebiete hätten sich ausgedehnt bzw. es wurden neue
entdeckt.



Viel Geschrei um nichts? Die
prozentualen Steigerungen sind tatsächlich beeindruckend und
erschreckend zugleich. Aber: Die Schweiz registrierte eine Zunahme
der Fälle von 58 Prozent von 2004 auf 2005 und um 27 Prozent in
2006. Absolut bedeuten das 131 (2004), 207 (2005) und 259 (2006)
Fälle. Nicht viel anders sieht das Verhältnis von
prozentualer Zunahme zu absoluten Zahlen in anderen Ländern aus:
In Tschechien beispielsweise erhöhten sich die Fälle von
2004 auf 2005 um 28 Prozent, von 2005 zu 2006 um weitere 58 Prozent
(500/2004; 642/2005; 1017/2006). Und in Deutschland gab es 274
(2004), 431 (2005) und 535 (2006) Fälle laut
Robert-Koch-Insituts (RKI).



Das RKI verzeichnet in den
letzten Jahren in mehreren europäischen Ländern teilweise
eine erhebliche Zunahme der Erkrankungszahlen. So wird derzeit in
Europa (außer GUS) mit jährlich etwa 10.000 bis 12.000
klinischen Erkrankungen gerechnet, wobei jedoch von einer hohen
Dunkelziffer auszugehen sei. Als dramatisch müssen die
Auswirkungen der FSME in der GUS, der Tschechischen Republik,
Litauen, Lettland und Estland angesehen werden. Auch werden
regelmäßig neue Endemiegebiete, wie z. B. an der Südspitze
von Norwegen, Dänemark, aber auch in Mittel- und Südschweden,
entdeckt. In Schweden wurden 2004 die höchsten jemals
registrierten FSME-Fallzahlen ermittelt. Neue Endemiegebiete wurden
jetzt z. B. auch in Frankreich (Elsass, Lothringen) entdeckt.



Das ISW-TBE betont, dass
laut WHO FSME eine ernste akute Krankheit ist, die das zentrale
Nervensystem befällt. Bei 35 bis 58 Prozent führt sie zu
langfristigen neurologischen Komplikationen, ein bis zwei Prozent
sterben. Es gibt kein Medikament, das im Nachhinein schützt. Die
einzig sichere Prävention ist die vorbeugende Schutzimpfung.



Michael Kunze, Institut für
Sozialmedizin, Medizinische Universität Wien, stellt denn auch
fest, dass die Durchimpfungsrate in vielen Risikogebieten zu gering
sei. In Österreich sei sie mit 87 Prozent vorbildlich. Aber in
vielen Ländern betrage sie max. 10 Prozent. Deshalb fordert das
ISW-TBE europaweite Impf- und Reiseempfehlungen.



WANC 07.02.07

 
 
 
 
 
 
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