Hühner: Überträger des Vogelgrippevirus (Foto: Hermera)
> Vogelgrippe: Influenzamittel soll schützen

Während sich die Vogelgrippe in Asien anscheinend weiter ausbreitet, werden die Befürchtungen lauter, dass diese Krankheit auch auf unser Land übergreifen könnte. Als Schutz rät die World Health Organisation (WHO) gefährdeten Personen inzwischen dazu, sich mit einem Mittel behandeln zu lassen, dass auch gegen die Grippe eingesetzt wird.

Die schlechten Meldungen häufen sich. In asiatischen Ländern, vor allem in China und Thailand sowie Vietnam, breitet sich die Vogelgrippe weiter aus. So verlautet das Robert-Koch-Institut: "Gegenwärtig ist es durch die in Südostasien vorkommende Vogelgrippe (Influenza-Virustyp H5N1) dort auch zum Auftreten von einzelnen Erkrankungen und Todesfällen bei Menschen gekommen. Eine gleichzeitige Infektion mit den aktuell zirkulierenden humanen Influenzaviren und dem Vogelgrippe- bzw. Hühnerpestvirus birgt das Risiko eines Neukombination (Reassortment) beider Viren und damit die Gefahr eines pandemischen Virus."


Zwischenzeitlich wurde sogar gemeldet, dass erste Fälle auch in Deutschland beobachtet wurden. Bestätigt haben sich die Befürchtungen bisher anscheinend nicht. Panik scheint nach Auskunft der Experten auch nicht angesagt zu sein. "Das Risiko, sich in Asien mit dem Vogelgrippe- bzw. Geflügelpestvirus durch erkranktes Geflügel zu infizieren, ist für Menschen sehr gering", betont Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts. Dennoch sollte jede Möglichkeit genutzt werden, um das Risiko für die Entstehung eines pandemischen Virus zu verringern. "Außerdem wird damit die Verwechslung einer auftretenden Influenza-Erkrankung mit einem Geflügelpestverdacht bei Rückreisenden vermieden", unterstreicht Reinhard Kurth.


Das Robert Koch-Institut, unterstützt durch ein Votum der Ständigen Impfkommission, empfiehlt Personen, die sich in der betroffenen Region aufhalten, die Influenza-Schutzimpfung mit dem für diese Saison zugelassenen Impfstoff. Ein Impfschutz gegen aviäre Influenza-Viren wird hierdurch nicht aufgebaut.


Die WHO hat mittlerweile Empfehlungen zum Schutz von Personen  ausgegeben, die mit Tieren in Berührung kommen, die potenziell mit  hoch ansteckenden Vogelgrippeviren infiziert sind. Darin rät die  WHO, Oseltamivir (Tamiflu) zur Behandlung von Arbeitskräften, die mit der  Massenschlachtung von Tierbeständen beschäftigt sind, beim Verdacht  auf Atemwegsinfektionen durch H5N1-Viren einsatzbereit zu halten1.


Das Auswärtige Amt sieht derzeit keinen Anlaß, von Reisen in die betroffenen Ländern abzuraten. Zur Vogelgrippe veröffentlicht es folgende Informationen: Seit über 100 Jahren ist eine virale Erkrankung bei Vögeln bekannt, die von influenzaartigen Viren ausgelöst wird. Erregerreservoir sind Zugvögel. Weitere Gattungen können befallen werden, andere Tierarten nur in seltensten Fällen. Im Tierreich sind 15 pathogene Subtypen des Influenza-Virus bekannt, wobei die meisten Epidemien durch den Typ A und die Subtypen H5 und H7 hervorgerufen werden. Derartige Epidemien, die häufig Hühner und Puten befallen, kommen weltweit vor. Seit Ende 2003 sind mehrere Länder in Asien ( von Indien bis Japan) betroffen.


Seit 1997 ist bekannt, dass die Viren der Vogelgrippe bei intensivem Kontakt mit erkrankten Tierarten auch auf den Menschen übertragbar sind. Damals wurden in Hongkong 18 Infektionen bei Tierhaltern nachgewiesen, von denen 6 verstarben. Bei einer anderen Art von Vogelgrippe (H7N7) kam es 2003 in den Niederlanden zu einem Ausbruch mit 89 Erkrankten und einem Verstorbenen. Auch hier fand die Übertragung durch direkten Tierkontakt statt. Bei beiden Ausbrüchen war es in Ausnahmefällen zu einer Übertragung von Mensch zu Mensch gekommen, bei der sich der weitere Krankheitsverlauf jedoch milder gestaltete.


Seit Dezember 2003 wurden in Vietnam und Thailand erneut Influenza-Viren H5N1 beim Menschen nachgewiesen. In einigen Fällen verlief die Erkrankung tödlich. Bei fast allen Infizierten bestand ein enger Kontakt zu betroffenen Tierarten, in den übrigen Einzelfällen ist der Übertragungsweg noch unklar.


Nach Expertenmeinung ist für die Zukunft nicht völlig auszuschließen, dass eine gleichzeitige Infektion mit Viren der Vogelgrippe und für den Menschen pathogenen Influenza-Viren zu einer Mischung des Erbmaterials der Viren führen könnte, mit der Folge einer leichteren Übertragung von Mensch zu Mensch.


Einige antivirale Medikamente haben bei ersten Behandlungsversuchen einen positiven Effekt auf den Verlauf der Erkrankung gezeigt. Eine allgemeine Behandlungsempfehlung lässt sich jedoch noch nicht daraus ableiten. Die Influenzaimpfstoffe zur Prävention der menschlichen Grippe sind zwar nicht gegen Vogelgrippe wirksam, werden aber empfohlen, um einen gleichzeitigen Befall von menschlichen und tierischen Influenza-Viren zu verhindern.


Eine Gefährdung von Reisenden in die betroffenen Länder besteht gegenwärtig nicht. Die wichtigste Vorbeugemassnahme erscheint das Meiden von Geflügel in den betroffenen Ländern d.h. Verzicht auf Besuch von Vogel- oder Geflügelmärkten. Nach heutigem Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse ist der Verzehr von gekochtem Vogelfleisch oder Eiern unbedenklich. Inwieweit rohe Nahrungsmittel zu einer Übertragung führen können, ist bisher unklar.


WANC 05.02.04

 
 
 
 
 
 
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