Körperliche Bewegung: Mehr nutzt mehr

Seinen Körper regelmäßig zu trainieren, fördert die Gesundheit und steigert die Lebensqualität: das Risiko für Herzerkrankungen sinkt, das Gewicht lässt sich besser kontrollieren, die Knochen bleiben intakt und Depressionen treten seltener auf. Das gilt im übrigen für jedes Alter und für Frauen wie für Männer. Wissenschaftler haben jetzt untersucht, ob es eine Grenze der körperlichen Aktivität gibt, ab dem sie mehr schadet als hilft. Zwei Studien kommen zu dem Ergebnis, dass mehr Bewegung mehr hilft. Allerdings gibt es eine Grenze, aber der der Nutzen abnimmt.

Körperliche Bewegung hält uns ein Leben lang gesund. Diese Formel wiederholen mittlerweile fast alle Organisationen, die sich mit Gesundheit und Krankheit beschäftigen - und zwar weltweit. Nicht wenige Ärzte formulieren es sogar noch schärfer: Es gibt keine Arzneimitteltherapie, die so viele Organe positiv beeinflusst, wie die körperliche Aktivität. Und: Etwas Bewegung ist immerhin besser als gar keine Bewegung. Auch das Maß der Dinge haben Gesundheitsbehörden (dazu gehören das US-Gesundheitsministerium und die Weltgesundheitsorganisation) bereits verkündet: In der Woche schaffen mindestens 150 Minuten moderates oder 75 Minuten intensives Training "erhebliche" gesundheitliche Vorteile.

Was moderates bzw. intensives Training ist, dafür gibt es verschiedene Bemessungsmethoden. Als eine Maßeinheit gilt das Metabolische Äquivalent (MET: metabolic equivalent of task), das den Energieverbrauch bzw. den Stoffwechselumsatzvon Aktivitäten bewertet. Bei einer moderaten körperlichen Bewegung werden 3.0 bis 6.0 METs verbraucht - das sind 3,5 bis 7 kcal/min, bei einer intensiven über 6 METs - das sind mehr als 7 kcal/min. Eine weitere Möglichkeit ist z.B. die Geschwindigkeit der Bewegung: Moderates Lauftraining findet bei 3 bis 4,5 mph (umgerechnet 4,8 bis 7,2 km pro Stunde) und Fahrradfahren bei 5 bis 9 mph (umgerechnet 8 bis 14,4 Stundenkilometer) statt, intensives Laufen bei über 5 mph (ab 8 Stundenkilometer) und Fahrradfahren bei über 10 mph (über 16 Kilometer pro Stunde).

In einer Studie von Organisationen und Universitäten in den USA, Norwegen, Schweden und Finnland wurden Daten aus einem Zeitraum von 14,2 Jahren von insgesamt 661.137 Frauen und Männern ausgewertet. Die Personen befanden sich im Alter zwischen 21 und 98 Jahren, Durchschnittsalter 62 Jahre. Als empfohlenes Bewegungspensum wurden die von der WHO oben angeführten 150 bzw. 75 Minuten Training pro Woche vorgegeben. Wer dieses Pensum erfüllte, erreichte ein um 20% vermindertes Sterberisiko. Wer dieses Pensum bis zu zweimal erfüllte, senkte das Sterberisiko um bis zu 31%, bei bis zu dreimal um 37% und bei bis zu fünfmal um 39%. Schon bei dieser Trainingsdauer (750 Minuten pro Woche oder 12,5 Std./Woche moderate Bewegung) zahlt sich der zusätzliche Aufwand kaum noch aus. Es gab auch Personen, die das zehnfache des empfohlenen Trainingsumfangs (25 Std./Woche moderate Bewegung) leisteten. Bei denen war das Sterberisiko immer noch um 31% vermindert, aber lag damit genauso hoch wie bei denjenigen, die "nur" 300 Minuten oder 5 Std. in der Woche trainierten.

In einer weiteren Studie wurden in Australien 204.542 Erwachsene im Alter von 45 bis 75 Jahren für die Dauer von fast 7 Jahren beobachtet. Unterteilt wurde deren Trainingsbemühungen in die Gruppen 1: 10 bis 149 Min./Woche, Gruppe 2: 150 bis 299 Min./Woche und Gruppe 3: über 300 Min./Woche. Außerdem wurden die erfasst, die überhaupt keiner körperlichen Bewegung nachkamen. Im Vergleich mit dieser Kontrollgruppe sank das Sterberisiko in Gruppe 1 um 34%, in Gruppe 2 um 47% und in Gruppe 3 um 54%.

Das gleichlaufende Ergebnis beider Studien lautet: Frauen und Männer gleich welchen Alters sollten dazu ermutigt werden, sich mehr körperlich zu bewegen. Körperliche Bewegung sollte in allen Therapieleitlinien aufgenommen werden, um deren Nutzen zu vergrößern.

07.04.2015/ Quelle: JAMA Intern Med.





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/koerperliche-bewegung-07-04-15.php
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