Sport im Alter kann die Hirndurchblutung und bestimmte Gedächtnisleistungen verbessern (Foto: DZNE)
Sport im Alter kann die Hirndurchblutung und bestimmte Gedächtnisleistungen verbessern (Foto: DZNE)
> Sport im Alter: Mehr Fitness, doch für begrenzte Dauer

Wer im Alter Sport treibt, hält sich auch geistig fit. Denn die körperliche Bewegung kurbelt die Hirndurchblutung an und verbessert so bestimmte Gedächtnisleistungen. Doch diese Wirkungen sind begrenzt. Bei Menschen oberhalb der 70 funktioniert der Zusammenhang zwischen körperlichem Training und geistiger Fitness kaum noch.

Wie heißt es doch so schön: „Sich regen bringt Segen" oder „Wer rastet rostet". Was uns der Volksmund so näher bringen will ist die Botschaft, dass Bewegung und Sport die Gesundheit fördert. Das gilt im übrigen nicht nur für die körperliche sondern genauso für die geistige Gesundheit. Das wussten schon die alten Römer, die mit "mens sana in copore sano" schon früh postulierten, dass ein gesunder Geist durch einen gesunden Körper gefördert wird. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), der Universität Magdeburg und des Leibniz-Instituts für Neurobiologie Magdeburg haben diesen Zusammenhang bei 40 Frauen und Männern im Alter zwischen 60 und 77 Jahren erforscht. Diese waren gesund aber sportlich unterminiert.

Etwa die Hälfte der Versuchsteilnehmer trainierte für drei Monate regelmäßig auf dem Laufband. Die restlichen Testpersonen absolvierten Dehnungs- und Entspannungsübungen der Muskulatur. Bei fast 80% der Laufgruppe, die nicht älter waren als 70 Jahre, erhöhte das Training erst einmal die körperliche Fitness. Aber es zeigte sich auch, dass das Laufen die Durchblutung des Hippocampus, das ist das für das Gedächtnis zuständige Gehirnareal, verbesserte. Das führte dazu, das sich das visuelle Erinnerungsvermögen erhöhte: Bei Studienabschluss fiel es den Testpersonen leichter, sich abstrakte Abbildungen einzuprägen als zu Beginn des Trainingsprogramms.

Doch nicht alle älteren Frauen und Männern trat diese positive Änderung ein. Läufern/innen oberhalb der 70 Jahre konnten von einer Verbesserung ihrer Gedächtnisleistung nicht oder nur für eine kurz begrenzte Dauer profitieren. Im übrigen: Auch bei den Mitgliedern der Dehn- und Entspannungsgruppe blieb eine Steigerung der geistigen Fitness weitgehend aus.

Professor Emrah Düzel, Direktor des Instituts für Kognitive Neurologie und Demenzforschung der Universität Magdeburg, weiß, was eine sportliche Betätigung im Gehirn bewirkt: „Das verbessert die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen und hat möglicherweise noch andere positive Effekte auf den Stoffwechsel des Gehirns.“ Aber die Untersuchungen haben die Beschränkungen durch den Alterungsprozess deutlich offen gelegt. „Wir sehen allerdings, dass die Wirkung des Trainings mit dem Alter nachlässt. Mit über 70 ist sie geringer als mit Anfang 60."

Bedeutung haben die Erkenntnis vornehmlich bei der Behandlung von Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Gesucht wird, ein Verständnis dafür, was körperliches Training im Gehirn bewirkt und welche neurobiologischen Mechanismen dabei in Gang gesetzt werden. "Erst dann lassen sich Therapien entwickeln, die wirklich wirksam sind“, betont Düzel. Ziel der Wissenschaftler ist es, dem Absterben von Hirnzellen entgegenzuwirken und neue Nervenzellen heranwachsen zu lassen. „Die Verbindung von körperlicher Aktivität mit geistigem Training hat möglicherweise breite Wirkung. Ein solches Kombinationstraining könnte vielleicht ein therapeutischer Ansatz werden. Das muss sich aber noch zeigen. Unser aktuellen Ergebnisse deuten jedenfalls daraufhin, dass wir möglicherweise Pharmaka einsetzen müssen, um das körperliche Training effektiver zu machen.“

Berliner Ärzteblatt 17.10.2014/ Quelle: Molecular Psychiatry, 2014

 
 
 
 
 
 
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