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Ausdauersport steigert die Menge Sauerstoff, die der Körper aufnehmen kann und damit die Leistungsfähigkeit (Foto: TK)
> Hämoglobinmenge bestimmt körperliche Leistungsfähigkeit

Die körperliche Ausdauer von Sportlern
hängt direkt von der Hämoglobinmenge in ihrem Blut ab. Hämoglobin ist
ein Sauerstofftransporter: Er bindet den eingeatmeten Sauerstoff und
verteilt ihn über das Blut im gesamten Körper. Der Hämoglobinwert lässt
sich durch Ausdauertraining oder Aufenthalt im Gebirge erhöhen.


Wann ist ein Mensch körperlich fit? Das hängt wesentlich von seiner
Ausdauer ab, also von seiner Fähigkeit, über einen möglichst langen
Zeitraum körperlichen Belastungen standzuhalten und sich nach
Ermüdungsphasen möglichst rasch wieder zu erholen. Als ein wesentliches
Kriterium für die Ausdauer gilt in der Sportmedizin die maximale
Sauerstoffaufnahme. Dieser messbare Wert besagt, wie viele Milliliter
Sauerstoff der Körper pro Kilogramm Körpergewicht in der Minute
verwerten kann: und zwar dann, wenn er – beispielsweise durch
sportliches Training – die Grenze seiner Belastungsfähigkeit erreicht.
Je höher dieser Wert liegt, desto größer ist die körperliche
Leistungsfähigkeit. Es gibt zahlreiche und verschiedenartige Ursachen für eine hohe
maximale Sauerstoffaufnahme. Professor Dr. Walter Schmidt, Leiter der
Abteilung Sportmedizin und Sportphysiologie an der Universität
Bayreuth, und seine Mitarbeiterin PD Dr. Nicole Prommer haben diese
Ursachen eingehend untersucht. Dabei ist ihnen jetzt der Nachweis
gelungen, dass die körperliche Ausdauer von Spitzensportlern direkt von
der absoluten Hämoglobinmenge abhängt, die in ihrem Blut enthalten ist. Das Hämoglobin ist ein Protein, das den eingeatmeten Sauerstoff bindet
und durch die Blutzirkulation im ganzen Körper verteilt. Wenn sich die
Hämoglobinmenge um 1 Gramm ändert, ändert sich die Sauerstoffaufnahme
um 4 Milliliter pro Minute – und zwar unabhängig davon, welche Ursachen
für die im Blut enthaltene Hämoglobinmenge verantwortlich sind. Zwei Mechanismen lassen die maximale Sauerstoffaufnahme steigen. Wenn
eine größere Menge Blutplasma und – proportional dazu – eine größere
Menge Hämoglobin im Körper zirkuliert, kann das Herz eine erhöhte
Pumpleistung erbringen und dem Körper pro Minute eine größere Menge
Sauerstoff zuführen. Dieser Vorgang ist das typische Ergebnis eines
intensiven Ausdauertrainings. Die größere Sauerstoffmenge wird dabei
insbesondere von den Muskeln verwertet, die dadurch weniger schnell
ermüden. Ein ganz anderer Mechanismus liegt vor, wenn nicht die Blutmenge
insgesamt, sondern die Konzentration des Hämoglobins im Blut ansteigt.
In diesem Fall erhöht sich allein die Hämoglobinmenge; die Menge des im
Körper zirkulierenden Blutplasmas sinkt dagegen oder bleibt zumindest
gleich. Das Resultat: Das vorhandene Blut gewinnt eine größere
Kapazität für die Aufnahme und den Transport von Sauerstoff, so dass
dem arbeitenden Muskel mehr Sauerstoff zur Verfügung gestellt wird.
Dieser Vorgang läuft quasi auf natürliche Weise ab, wenn
Leistungssportler sich an Gebirgsregionen anpassen; d.h. an Höhenlagen
über 2000 m, in denen der Sauerstoffgehalt der Luft deutlich geringer
ist. Trotz der veränderten Luftverhältnisse fällt die maximale
Sauerstoffaufnahme dann in der Höhe nur wenig ab und ist bei Rückkehr
ins Flachland verbessert. WANC 21.06.10, Quelle: Walter Schmidt and Nicole Prommer, Impact of
Alterations in Total Hemoglobin Mass on VO2max, Exercise and Sport
Sciences Reviews 2010 (vol. 38, issue 2), pp. 68 – 75
 
 
 
 
 
 
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