Osteoporose: Training verhindert Brüche

Mehr als sieben Millionen Menschen
in Deutschland haben eine zu geringe Knochendichte, leiden also unter
Osteoporose. Doch mit geeignetem, vorbeugendem Training lässt
sich der Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Sogar nach ersten
Frakturen kann Bewegung helfen.


"Die Potenziale der Prävention
bleiben derzeit weitgehend ungenutzt", bemängelt die
Berliner Physiotherapeutin Roswitha Dietzel. Anhand bestimmter
Risikomerkmale lassen sich Menschen, deren Frakturrisiko besonders
hoch ist, recht zuverlässig identifizieren. Risiko erhöhende
Faktoren sind eine geringe Knochendichte, hohes Lebensalter und
bereits vorangegangene osteoporosebedingte Frakturen. Darüber
hinaus zählen jedoch auch Menschen, die körperlich nur
wenig aktiv sind und über wenig Muskelkraft verfügen, zu
den Risikopatienten.



"Sind die Betroffenen
identifiziert, kann der Therapeut ein individuell maßgeschneidertes
Trainingsangebot erstellen", schreibt Roswitha Dietzel in der
Fachzeitschrift "physiopraxis". Welche Übungen dabei
besonders wirksam sind, erforscht Dietzel als wissenschaftliche
Mitarbeiterin im Zentrum für Muskel- und Knochenforschung der
Berliner Charité.



Im Zentrum der Osteoporose-Therapie und
-Prävention steht die Wirbelsäule. Wirbelkörperfrakturen
machen den größten Anteil der osteoporosebedingten
Frakturen aus – auch wenn die meisten Menschen eher periphere
Knochenbrüche wie die Fraktur des Oberschenkelhalses als
typische Osteoporose-Folge betrachten. "Wirbelkörperbrüche
treten früher auf und gelten damit als Indikator für die
Fragilität des gesamten Skelettsystems", erklärt
Dietzel.



Um die Wirbelsäule zu entlasten
und akute Schmerzen nach Wirbelkörperfrakturen zu lindern, wird
Osteoporose-Patienten oft eine Aquatherapie empfohlen. Kräftigungs-
und Dehnübungen im Wasser seien in der akuten Phase tatsächlich
hilfreich, bestätigt Dietzel.



Für den Knochenaufbau sei es
jedoch nötig, auch gegen die Schwerkraft zu trainieren. Sobald
sich die Schmerzen des Patienten gebessert hätten, sollte er
daher zu einem Bewegungsprogramm "an Land" übergehen.
Mithilfe von Kraftausdauertraining, das die Rücken-Streckmuskeln
trainiert, kann die durch Frakturen gebeugte Brustwirbelsäule
stabilisiert und zumindest teilweise wieder aufgerichtet werden.



Dietzel verweist auf eine amerikanische
Pilotstudie, nach der solchermaßen trainierte Patienten
deutlich seltener einen erneuten Wirbelkörpereinbruch erleiden
als Patienten, die kein Kraft-Ausdauertraining absolviert hatten.
Darüber hinaus nimmt durch das Training auch die Sturzneigung
der Patienten ab. Vermutlich ist auch hierfür die Stabilisierung
und Aufrichtung der Wirbelsäule entscheidend – denn ein
aufrechter Körper mit zentral gelegenem Schwerpunkt kann
leichter im Gleichgewicht gehalten werden.



In jedem Fall empfiehlt Dietzel
Patienten mit Osteoporose, zusätzlich noch spezielle Übungen
zur Sturzprävention zu absolvieren. "Eine Kombination aus
Kraft- und Gleichgewichtsübungen senkt nachweislich das
Sturzrisiko", so die Berliner Therapeutin.



Körperlich aktiv zu bleiben, zahlt
sich ihrer Erfahrung nach auf jeden Fall aus. Neben dem Krafttraining
seien auch Vibrationstraining oder einfache Übungen, wie
Springen oder Joggen auf der Stelle, in ihrer Wirksamkeit belegt.
Dabei hat sich gezeigt, dass der Knochen auch im Alter in der Lage
ist, auf das Muskeltraining zu reagieren. "Durch die mechanische
Beanspruchung lässt sich Knochensubstanz erhalten oder teilweise
sogar wieder aufbauen", sagt Dietzel.



WANC 05.11.07 Quelle: R. Dietzel: Handeln bevor der
Knochen sintert Prävention osteoporosebedingter
Wirbelfrakturen. physiopraxis 2007; (5) 10; S. 32-35





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/05_11_osteoporosetraining.php
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